Hamburg, Anfang des 20. Jahrhunderts

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astrid b Avatar

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In diesem zweiten Band der Hafenärztin hat sich Anne Fitzpatrick eine kleine eigenen Praxis aufgebaut, arbeitet aber noch immer mit den Frauen im grünen Haus zusammen und hat die Vertretung eine Arztes in den Auswandererhallen übernommen.

Die Auswanderungswelle war damals groß und die Hapag und die Stadt haben es sich zum Ziel gesetzt, strengste Quarantänemaßnahmen und Untersuchungen der Ausreisewilligen durchzusetzen. ist die letzte Choleraepidemie doch noch in aller Gedächtnis.

Auch Helene Curtius - die Pastorentochter aus gutbürgerlichem Hause, hat sich mittlerweile durchgesetzt, berufstätig werden zu wollen und ist auf dem Wege, Lehrerin zu werden.
Sie arbeitet ebenfalls in den Auswandererhallen, um die Kinder der Auswanderer zu unterrichten, ihnen Sprachen beizubringen.

Dann plötzlich, stirbt ein Kind, das Anne in ihrer Obhut hat und auch Helene fällt ein Kind auf, dem es sehr schlecht geht.
Anne ist sich sicher, daß es sich nicht um die gefürchtete Cholera handelt, sondern die Kinder gezielt vergiftet werden.
Leider nimmt sie niemand in den Hallen ernst, auch die Polizei ist keine große Hilfe - so daß sie sich an ihren alten Bekannten Berthold Rheydt, der Kommissar der Mordkommission, wendet.
Dieser ist zwar mit einem Fall von Zuhältermord beschäftigt, nimmt sich aber dem Verdacht von Anne an.

Soweit inhaltlich.


Wieder ist das Buch sehr gut gelungen.
Das Zeitkolorit paßt, die Figuren sind gelungen, haben sich seit dem ersten Band entwickelt und auch manches Geheimnis, das noch eines im ersten Band war, wird hier gelüftet.

Daher - ich empfehle, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da einem sonst doch einiges entgeht und dieses Buch doch auf dem letzten aufbaut - auch wenn der Kriminalfall eigenständig ist - die Entwicklungen sind doch das prägende.

Besonders die Sicht der Armen in den Gängevierteln, die Unterdrückung der Frauen zu der Zeit und die Behandlung von Kindern wird sehr gut und realistisch dargestellt. Ebenso der Kampf vieler Frauen, dem entgegenzuwirken.

Hochinteressant fand ich auch die damaligen Ermittlungsmethoden, wie sich langsam aber sicher die Bedeutung von Fingerabdrücken, toxikologische Untersuchungen und akribische Feinarbeit durchsetzen.

Für mich als Hamburgerin noch einmal doppelt so spannend, die bekannten Orte leserisch erkunden zu können.

Der Schreibstil ist, wie schon im ersten Band, wunderbar flüssig, die Protagonisten bekommen abwechselnd alle ihren Raum und für mich war das Buch viel zu schnell durch, da ich einfach nicht aufhören konnte, zu lesen.
Nun heißt es, geduldig auf Teil drei zu warten.


Fazit
Ein hochinteressanter und spannender zweiter Teil der Hafenärztin, der die Entwicklung der Figuren sehr schön zeigt, die damalige Arbeit der Polizei und ein wunderbares Zeitkolorit bietet.
Auch die Interaktion der Protagonisten untereinander wird spannend beschrieben.
Sehr empfehlenswert, aber doch besser in der richtigen Reihenfolge lesen, da es aufeinander aufbaut.