Ein Kampf für die Rechte der Frauen

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doralupin Avatar

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4.5 Sterne

1910 trifft Anne Fitzpatrick am Hafen von Hamburg ein. Die gebürtige Hamburgerin lebte längere Zeit in England, bevor sie zurück in die alte Heimat fliehen musste. In England hat sie auch Medizin studiert als eine der ganz wenigen Frauen. In Hamburg angekommen schließt sie sich schnell einer Gruppe von Frauen an, die für die Freiheit und Rechte der Frauen einstehen und eröffnet am Hafen ein neues Haus, indem Frauen aller Art Zuflucht und eine warme Mahlzeit finden. Dies ist aber vorallem den wohlhabenden Männern der Stadt ein Dorn im Auge und als dann auch noch in unmittelbarer Nähe des Hauses eine Frauenleiche gefunden wird muss Anne um ihre neue Wirkungsstätte bangen! Ausserdem begleitet man den wortkargen Kommissar Berthold Reyth bei seinen Ermittlungen bei der Hamburger Polizei und die junge Frau Helene, die gerne eigene Wege beschreiten will was ihren sehr konservativen Eltern gar nicht passt. Vorallem mit dem tyrannischen Vater gibt es immer wieder heftige Probleme!

In diesem Auftakt taucht man ganz in die Zeit um das 20. Jahrhundert von Hamburg ein, indem die Huren als Abschaum angesehen wurden, und Frauen auch generell wenig Wert waren. Krankheiten und Unterkühlungen waren an der Tagesordnung und Frauenhäuser waren oft der einzige Ort um seinen Kindern eine warme Mahlzeit zu bescheren. Und dennoch ist gerade die Zeit der Aufbruch für so viele Frauen für mehr Rechte und den Weg in die Freiheit gewesen! Die Autorin hat das in meinen Augen alles intensiv und unbeschönigt eingefangen und ich war sehr bewegt von den einzelnen Schicksalen der Frauen, die einem in der Geschichte begegnen.

Ebenfalls gut eingefangen wurde die Arbeit der Polizei und wie viel Macht und Einfluss die Mächtigen in der Stadt auf diese Institution ausüben konnte. Da haben sich mir teilweise die Haare gesträubt wie unfair mit der Unterschicht der Bevölkerung umgegangen wurde.

Anne ist eine sehr geheimnisvolle Frau, die mich von Beginn an sehr faszinieren konnte und bis zum Schluss dieses Auftakts wurde ich nicht wirklich schlau aus ihr, obwohl ich sie sehr für ihr Engagement bewundert habe! Helene ist wiederum eine sehr verwöhnte junge Frau, die teils sehr naiv durch die Welt geht und der der Weitblick teilweise einfach gefehlt hat aufgrund ihrer Erziehung. Ich fand sie deshalb nicht immer sympathisch, aber auf jeden Fall was es ein authentischer Charakter.

Der Kriminalfall betet sich schön in die restliche Handlung ein, auch wenn dieser für mich nicht so sehr im Vordergrund stand wie die historischen Begebenheiten dieser Zeit. Dennoch hat er immer wieder für die passende Spannung in der Handlung gesorgt.

Einen halben Stern ziehe ich dennoch ab. Einmal weil ich die Fußballspiele der Polizei langweilig und teils etwas in die Länge gezogen fand, dies hat mir zu viel Raum eingenommen, und dann gab es am Ende eine kleine "Finte" bezüglich des Mörders, die ich von Anfang an durchschaut hatte und die es in meinen Augen nicht gebraucht hätte. Ausserdem sei gesagt, dass einiges am Ende offen bleibt, obwohl der eigentliche Fall abgeschlossen ist.

Die Sprecherin des Hörbuchs hat mit einer sehr angenehmen Stimme gelesen und hat gekonnt durchs Hörbuch geführt. So fiel es mir nicht schwer ganz in die andere Zeit einzutauchen.

Fazit: Ein wirklich sehr empfehlenswerter und spannender historischer Roman, auch wenn ich den Titel etwas ungünstig finde. Der Beruf der Ärztin kam kaum auf, stattdessen war es der Kampf um die Rechte der Frauen der in diesem Buch vorallem zum tragen kam!