Eine Ärztin für die dunkelsten Ecken Hamburgs

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
island Avatar

Von

Der Roman spielt im Jahr 1910 in der Gegend um den Hamburger Hafen, in der die Ärmsten leben. Das Cover lässt das bei genauem Hinsehen etwas erahnen, ich hätte aber dem Stadtbild mehr Raum eingeräumt, anstatt die Protagonistin so groß abzubilden. Auch die Farbkombination goldener Rahmen und goldene Schrift auf Schwarz finde ich nicht so ideal gewählt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Ärztin Anne Fitzpatrick, die ihre Kindheit als Tochter eines reichen Reeders in Hamburg verbracht hat, dann aber überstürzt mit ihrer Familie nach London ziehen musste, wo sie Medizin studieren durfte, was in Deutschland zu dieser Zeit noch nicht möglich war. Ebenso spontan kommt sie dann aber als etwa 30-jährige Frau nach Hamburg zurück und engagiert sich für Frauen und Kinder in Not. Unterstützung erhält sie dabei von der Pastorentochter Helene, die mehr aus ihrem Leben machen will, als früh heiraten. Die Arbeit der beiden wird aber schnell dadurch gestört, dass Frauen, die eine gewisse Verbindung zur Hilfsorganisation von Anne hatten, ermordet werden.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Man bekommt tiefe Einblicke in das Elend der einfachen Arbeiterfamilien und besonders der Frauen in der damaligen Zeit. Durch die Mordfälle ist aber zugleich auch eine gute Dosis Spannung enthalten und Täter und Motiv bleiben lange unklar. Die beiden weiblichen Protagonistinnen und in gewisser Weise auch der Kommissar wirken sympathisch und man wünscht ihnen, dass alles gut für sie ausgeht. Der Schreibstil der Autorin ist anschaulich und zumeist gut verständlich, anfangs waren mir ein paar Begriffe aus dem Hafenumfeld nicht gleich klar, die für das Gesamtverständnis aber weniger relevant waren. Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.