Etwas langatmiges, aber spannendes Buch

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Schon das Cover hat mich angesprochen. Die Art, wie die Protagonistin darauf dargestellt wird, spiegelt ihre Darstellung im Buch gut wieder und hat zumindest für mich meiner Vorstellung, die ich mir beim Lesen von dieser Frau gemacht habe, entsprochen.
Zum Inhalt wird bereits einiges im Klappentext erwähnt. Die Geschichte spielt im Hamburger Hafen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eine junge Ärztin, damals in Deutschland noch eine Seltenheit, beginnt dort mit ihrer Arbeit. Sie arbeitet in einem Frauenhaus und setzt sich dort für die Rechte der Frau ein. Auf Gynäkologie spezialisiert, versucht sie mit den ihr vorhandenen Mitteln, zu helfen, wo es geht. Sie ist die klassische Frau aus reichem Haus, der ein standhaftes Leben in Aussicht gestanden wäre, mit vielen Vorzügen, aber auch dem Verzicht auf Emanzipation und Freiheit. Mit diesem hat sie bewusst gebrochen, wenngleich sie dennoch weiter finanziell von ihren Eltern abhängig ist (wobei sie sehr bescheiden ist und fast alles in die Arbeit steckt und sich zum Beispiel einen gynäkologischen Stuhl leistet)..
Die zweite wichtige Person ist eine Pastorentochter, die von Zuhause klare Regeln kennt und eine starke Begrenzung der Möglichkeiten einer Frau erlebt - sie empfindet das Leben ihrer Mutter als Käfig, dem sie entkommen will. Ihr Vater hält ihr regelmäßig Predigten, was eine Frau zu tun habe und was nicht, sie entlockt ihm aber das Zugeständnis, sich ein Jahr ehrenamtlich engagieren zu dürfen. Stolz geht sie deshalb uns Frauenhaus und entdeckt dabei eine Leiche....

Das Buch gefällt mir vom Schreibstil, die Personen werden sehr greifbar und in ihrem Handeln durchaus nachvollziehbar und realistisch. Es scheint gut recherchiert und trifft das Bild, das ich selbst von der Zeit habe.
Der Fortgang der Geschichte ist manchmal etwas langatmig/ langsamer, weshalb man für das doch dicke Buch etwas Geduld mitbringen sollte. Dennoch absolute Empfehlung für Menschen, die Krimis und historische Romane mögen.