Fesselnder historischer Roman

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januar12 Avatar

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Mit dem Untertitel "Ein Leben für die Freiheit der Frauen" ist dieser erste Band der Auftakt einer Trilogie und spielt in Hamburg im Jahr 1910.

Die Ärztin Anne Fitzpatrick, die jahrelang in London gelebt hat, kehrt nach Hamburg zurück, allerdings unter falschem Namen, da sie aus London fliehen musste. Auch in Hamburg verschweigt sie, dass ihr Vater hier einst Großreeder und sehr einflussreich gewesen war. Sie will in einer der ärmsten Gegenden am Hafen Frauen helfen, die in Not sind und eröffnet dort ein Frauenhaus. Die 18jährige Pastorentochter Helene will nicht, wie vom strengen Vater verlangt, in die Hauswirtschaftsschule, wo sie auf eine zukünftige Ehe vorbereitet werden soll. Vielmehr möchte sie sich sozial engagieren. Als sie auf Anne Fitzpatrick trifft, ist sie von ihr begeistert. Doch dann findet sie zufällig im Hafenbecken eine Leiche, die zweite wird kurz darauf daneben entdeckt. Zwei Frauen wurden ermordet und verstümmelt. Kommissar Berthold Rheydt muss sich gegen seine Vorgesetzten durchsetzen, die die Morde herunterspielen wollen. Schnell wird ihm nämlich klar, dass das Morden weitergehen wird, dies nur ein Anfang ist.

Mir hat der Schreibstil von 𝐇𝐞𝐧𝐝𝐫𝐢𝐤𝐞 𝐄𝐧𝐠𝐞𝐥 sehr gut gefallen. Einerseits konnte man sich gut in die Szenerie des historischen Hamburg hineinversetzen, anderseits wurde die Geschichte spannend erzählt. Durch die Morde und die Suche nach dem Mörder wurde ein Spannungsbogen aufgebaut, zusätzlich sind aber noch die Hintergründe der Protagonisten geheimnisvoll und mit alten Vorkommnissen, die sich auf ihr jetztiges Leben auswirken, belastet. Die Autorin schafft es Einblick in eine von Männern dominierte Gesellschaft zu geben und die Anfänge der Frauenbewegungen. Die Gegensätze von Glanz und Elend und Aufbruch und Beharren sorgen zusätzlich für Konfliktpotential.

Die drei Protagonisten sind sehr unterschiedlich, von ihrer Herkunft, ihren Erlebnissen, ihrem jetzigem Leben und ihrer Herangehensweise an Probleme. Durch die sich abwechselnden Sichtweisen bekommt man als Leser ein gutes Gespür für sie und durch ihre Unterschiedlichkeit wird es auch interessant. Auch kleinere Nebenschauplätze, wie z.B. das Fussballspielen des Kommissars beim FC St. Pauli mit all seinen Regelungen war interessant geschildert. So bekommt man als Leser auch gleich sehr gute Einblicke in das Leben vor 100 Jahren.

Mir hat der Auftaktband gut gefallen, eine gelungene Mischung aus Historie, Krimi und Frauenliteratur. Ich freue mich daher schon auf den nächsten Band, der im Juni 2022 erscheinen wird und bei dem ich vor allem auch auf die weitere Entwicklung der drei Hauptprotagonisten gespannt bin.