Schicksalhafte Verbindungen

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Drei Frauen, drei Schicksale, drei ganz unterschiedliche Leben.

Mylène ist in ihrer Heimatstadt Paris glücklich. Sie wird in ein paar Wochen heiraten, ihre Firma läuft gut, sie steht mitten im Leben. Als dann ein Anwalt bei ihr anklopft und ihr von einem überraschenden Erbe berichtet, scheint ihr Leben aus den Fugen zu geraten. Auch bei Holly im fernen Los Angeles läuft nach einem schrecklichen Unglück nichts mehr rund. Sie plagt sich mit Schuldgefühlen, auch wenn ihre Umgebung immer wieder betont, dass sie an diesem Unfall keine Schuld trägt. Etliche Jahre zuvor - es ist kurz vor der Maueröffnung - lerne ich Johanna kennen. Sie lebt zurückgezogen im DDR-Grenzgebiet, als sie eines Tages ein junges Mädchen blutend im Wald findet. Sie wurde von den Grenzposten angeschossen, konnte ihnen aber entwischen. Es war eine durchaus schicksalhafte Begegnung, denn Johanna nimmt das völlig erschöpfte Mädchen mit und versteckt es in ihrer Hütte.

Um diese drei Frauen rankt sich die Erzählung, die allem Anschein nach nichts miteinander zu tun haben. Mylènes Geschichte beginnt hier 2019, Holly begegne ich 2003 und Johannas Part nimmt 1987 seinen schicksalhaften Lauf.

Louise Pelt erzählt abwechselnd von ihnen. Nicht nur einmal frage ich mich, was denn diese drei Erzählstränge miteinander zu tun haben könnten, denn die drei Frauen leben in unterschiedlichen Zeiten, auf zwei Kontinenten und auch die Länder Frankreich, Deutschland Ost und USA lassen keinerlei Schlüsse auf eventuelle Gemeinsamkeiten erkennen. Dabei hat mich Johannas Geschichte am meisten berührt, sie konnte ich mir hautnah vorstellen, die beiden anderen Frauen dagegen waren mir zu konstruiert, zu klischeebehaftet. Mylène, die Powerfrau, wuppt alles. Klinkt sich einfach mal so aus, verschwindet von der Bildfläche und doch scheint ihr alles zu gelingen, ein Helfer ist genau zur rechten Zeit an ihrer Seite. Natürlich gibt es Irrungen und Verwicklungen, genau so bei Holly. Auch deren Leben gerät aus den Fugen. Sie ist – im Gegensatz zu der toughen Mylène ein liebes Mädchen, das wenig braucht, wenig Selbstwert hat und doch viel Zuspruch erhält. Wäre da nicht die wundervolle, sehr einfühlsame Geschichte von Johanna und ihrem Einsiedlerleben, das jenes verletzte Mädchen gehörig auf den Kopf stellt, hätte mir „Die Halbwertszeit von Glück“ nicht viel gegeben.

Die Handlungsstränge führen letztendlich zusammen, das Wie und auch das Warum sind für mein Empfinden eher zurechtgebogen. Gerne hätte ich noch mehr von Johanna erfahren und die beiden anderen - Mylène und Holly – dafür ins Nebensächliche abgeschoben, die Story hätte davon profitiert.