Eindrucksvoll!

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gudrun_4 Avatar

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Ein mit historischen Karten und Titelfoto sehr schön gestalteter Einband stimmt auf den historischen Hintergrund ein. Dieser Roman ist etwas Besonderes: Alle handelnden Personen haben, verbürgt durch Eintragungen in Kirchenbücher und ähnliche Register, wirklich im 19. Jahrhundert im Norden Norwegens gelebt. Dass es dennoch ein Roman ist, liegt an den fehlenden Aufzeichnungen aus der Region. Edvard Hoem hat die Lücken kenntnisreich und einfühlsam so gefüllt, dass eine glaubhafte Geschichte entstanden ist. Beim Lesen wird man 200 Jahre zurück versetzt und es gelingt dem Autor fast spielerisch, Marta Kristine in ihrem Umfeld am Fjord lebendig werden zu lassen.
Ihr Leben ist voller Hürden und wird auch durch die Heirat mit ihrer großen Liebe Hans, der aus dem Krieg traumatisiert zurück kommt, nicht leichter. Doch Marta Kristine hat eine Vision: sie will Hebamme werden und als solche auch Anerkennung finden. Unbeirrt ordnet sie alles ihrem Ziel unter. Und sie schafft es!
Mich hat ihre Liebe zu Hans, der zwar immer an sie glaubt, praktisch aber kaum Unterstützung bei der Versorgung der Familie bringt, sehr beeindruckt. Er ist psychisch krank, macht Schulden, hat ständig unvernünftige Ideen, wie er zu Geld kommen könnte. Letztlich muss Marta Kristine nach seinem frühen Tod zusehen, wie ihr Hab und Gut versteigert wird, um die Gläubiger zu bedienen.
Sehr beeindruckend auch der Zusammenhalt in der Familie, Marta Kristine kann sich jederzeit auf ihre Eltern verlassen, auch ihre älteste Tochter opfert sich für ihre zahlreichen jüngeren Geschwister auf und ermöglicht so die zeitaufwändigen und nicht immer gefahrlosen Hebammeneinsätze ihrer Mutter.
Sicher hatte Hebammen-Stina ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Ihr Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, aus kleinen Dingen und glücklichen Momenten Kraft zu schöpfen, können uns auch heute Motivation sein.
Wer Norwegen schon einmal bereist hat, findet in diesem Buch nicht nur die Lebensgeschichte einer Hebamme vor 200 Jahren, sondern auch die Beschreibung von alten Höfen, die man gerade aus ländlichen Gegenden im Norden als Bilder vor seinem inneren Auge behalten hat.