Geboren 1793 - Beginn eines langen Lebens einer modernen Frau

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pitty318 Avatar

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Edvard Hoem hat aus Kirchen- und Gerichtsunterlagen Daten von Personen zusammengetragen, die zu der Zeit, in der der Roman spielt, real gelebt haben. Daraus ist diese wunderbar ausgeschmückte Erzählung über die Hebamme Stine entstanden. Die Geschichte spielt zwischen 1800 bis 1877 in der Nähe des norwegischen Lang-Fjords und erzählt den Lebensweg von Marta Kristine und ihrer Familie. Marta Kristine ist die älteste Tochter des Schuhmachers und Schlachters Anders und seiner Frau Karen. Auf der Fahrt zu ihrem neuen Heimatort 1800 nach Nessert hat sie als Siebenjährige ein traumatisches Erlebnis, welches sie für ihr Leben prägt. Im weiteren Verlauf bekommt sie insgesamt elf Kinder.

Marta Kristine ist ein eigenwilliges und sympathisches Kind, das ich sofort ins Herz geschlossen hatte. Auch wenn ich ihr Verhalten nicht immer verstanden habe, so hat es mir sehr viel Freude bereitet, sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Viele Schicksalsschläge nimmt sie hin und geht mit Zähigkeit und Ausdauer ihren Weg in diesem harten Land und zu dieser teilweise sehr harten Zeit. Der Autor versucht besonders auch die Zeit und die Umstände in seiner Erzählung einzufangen und die Lebensbedingungen und Traditionen für die Familien im 19. Jahrhundert in Norwegen zu beschreiben. Das habe ich besonders geschätzt an diesem Roman. Es passiert viel in dem Roman, auch zahlreiche dramatische Ereignisse. Der Erzählstil des Autors ist allerdings weniger emotional, sondern eher beschreibend und ruhig. Das muss man mögen.

Ich hatte mir zuerst unter dem Roman - trotz gelesener Leseprobe - etwas anderes vorgestellt. Ich dachte, dass es ein Meilenstein für die Frauen im Norden sei, eine professionelle Begleitung bei der Geburt zu haben. Aber die Geschichte hat es mich anders gelehrt. Wie immer sind Neuerungen gesellschaftlich mit viel Widerstand verbunden und nicht von heute auf morgen umsetzbar.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, weil er mir eine ganz andere Lebenswelt sehr plastisch vor Augen geführt hat. Welche Sachen für uns heute selbstverständlich sind und wie sehr Menschen vor 200 Jahren darum gerungen haben. Außerdem hat mir gut gefallen, dass ich nebenbei Bruchstücke aus der Geschichte Norwegens erfahren habe. Ein lesenswerter Roman, wenn man gern in eine alte Zeit abtauchen möchte.