Geschichte, die bewegt!

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mike nelson Avatar

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Mit seinem stellenweise biographischen Roman 'Die Hebamme' ist dem Norweger Edvard Hoem eine bewegende Geschichte gelungen. Marta Kristine Andersdatter Nesje verwirklicht sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter schwierigen Umständen einen frühen Wunsch - Hebamme zu werden. Und am Ende ihres langen und harten Lebens für andere Menschen, zu einem Zeitpunkt, als ihre Lebensenergie dahinzuschwinden droht, lässt der Autor sie sagen: "Ich hatte immer zuviel zu tun, dachte sie, und ich hatte zu viele Kinder, ich konnte sie nicht alle auf den Schoß nehmen. Es gab so viel anderes, was ich erledigen musste. Es ist, als sei mein Leben wie ein kurzer Sommertag gewesen. Sie sind zum Spielen aus dem Haus gesprungen, und ich habe ihnen hinterhergerufen, aber dann war ich zu beschäftigt und besann mich erst wieder als es Abend wurde." Mit ihrer Jugendliebe Hans bekommt Marta Kristine viele Kinder; doch muss sie sich nicht nur um die Geburten anderer Frauen und die Versorgung ihrer eigenen Kinder kümmern, sondern auch um ihren Mann, der wegen eines Kriegstraumas depressiv wird und schließlich am Leben zerbricht. Marte Kristine muss nahezu über ihr gesamtes Leben hinweg um die Anerkennung ihrer Tätigkeit als Hebamme kämpfen. Diese faktenbasierte Lebensgeschichte ist an Authentizität kaum zu überbieten. Eine poetische Tragödie, die mich als Leser hat demütig werden lassen. Eine Geschichte, die mir mit ungeheurer Eindringlichkeit vor Augen gehalten hat, dass längst nicht immer selbstverständlich war, was wir heute für selbstverständlich halten. 'Hut ab' vor diesem Autor und dieser Geschichte, die mich Dankbarkeit gelehrt hat. Unbedingte Leseempfehlung!