Gibt einen Einblick in die Zeit vor 200 Jahren in Norwegen.

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judith_007 Avatar

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In dem Buch "Die Hebamme" beschreibt Edvard Hoem die Lebensgeschichte seiner Ururgroßmutter, Marta Kristine Andersdatter Nesje, die auf einer historischen Grundlage beruht. Der Autor hat für dieses Buch ausführliche Recherchen in den alten Kirchenbüchern betrieben.

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es zeigt den Fjord, auf dem ein Boot fährt. Dies könnte Marta Kristine sein, die zu einer Geburt fährt.
Marta Kristine, auch Hebamme Stina genannt, wird Ende des 18. Jahrhunderts am Romsdalsfjord geboren. Sie ist die älteste Tochter des Schuhmachers Anders Knudsen und dessen Ehefrau Karen. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester wächst sie wohlbehütet, wenn auch in recht armen Verhältnissen in einem Häuslerhof auf. Marta Kristin ist bereits als junges Mädchen eigensinnig und bedächtig. Sie beobachtet alles und macht sich ihre eigenen Gedanken dazu.
In der Schule ist sie mit dem blonden Bauernsohn Hans befreundet, mit dem sie später 10 Kinder haben möchte.
Diese bekommt sie dann auch, jedoch kommen beide nur auf Umwegen zueinander. Auf einem von ihrem Vater gepachteten Land bauen die beiden ein kleines Haus. Dort leben sie mit ihren Kindern und betreiben eine kleine Landwirtschaft mit Getreide- und Kartoffelanbau und halten Tiere.

Als Hans aus dem Krieg kommt, hat er aufgrund der Erlebnisse eine schwere Depression, von der er nie geheilt wird, die eher immer schlimmer wird. Er macht bei verschiedenen Leuten Schulden, arbeitet nur sporadisch und ist oft über Wochen und Monate beim Fischfang auf See und Marta Kristine und ihre Kinder müssen allein zusehen, wie sie über die Runden kommen.
Der Wunsch Hebamme zu werden, wurde schon früh geboren, da sie als Kind bereits mit ihrer Rolle als Frau hadert, da es so viele Frauen gibt, die bei der Geburt sterben.
Unterstützung findet sie hierfür beim Pastor Stubbe, der bereits früh erkennt, dass sie eine Hebamme werden kann. Dieser besorgt ihr dann auch ein Handbuch über Geburtshilfe, welches sie lesen soll um das ganze Wissen zu haben um später die Ausbildung zu machen, die auch der Pastor ihr organisiert.
Leider wird die Ausbildung von vielen noch nicht akzeptiert und sie rufen weiterhin nicht die Hebamme zur Geburt. Deshalb beschließt Marta Kristine Jahre später eine weitere Ausbildung in Christiana (600 km entfernt) zu absolvieren. Diese Ausbildung dauert einige Monate und in dieser Zeit muss sie ihren Mann und ihre Kinder in ihrer Heimat zurücklassen.
Auch nach dieser umfassenden Ausbildung gibt es weiterhin manche Frauen, die sich weigern, die Hebamme zur Geburt zu rufen, da sie kein Geld dafür haben.

Der Roman erzählt eher sachlich wie eine Chronik über das Leben von Marta Kristine. Die Schreibweise ist sehr leicht und man kann durch die einzelnen Kapitel immer auch mal eine Pause einlegen, was ich sehr angenehm finde. Der Erzählstil ist eher nüchtern.

Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter.