Gute Beschreibung des kargen Lebens in Norwegen

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lielo99 Avatar

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„Die Hebamme“ beruht auf Tatsachen, welche das Leben von Marta Kristine Andersdatter Nedje beschreibt. Sie war die Ururgroßmutter von Edvard Hoem, dem Autor des Buches. Als eine der ersten Frauen, die sich für den Beruf der Hebamme interessierte, wanderte sie im Jahr 1821 über 600km zum Ausbildungsort. Ihr Wunsch war es stets, den Frauen zu helfen, die Säuglingssterblichkeit zu reduzieren und auch das Leben der Mütter zu schützen. Obwohl ihr Argwohn und sogar Feindschaft entgegenschlug, sie ließ sich nie entmutigen.

Armut war für die Familie der Hebamme alltäglich. Der Ehemann Hans kam krank aus dem Krieg zurück und es waren immerhin 11 Kinder, die versorgt werden mussten. Das beeindruckende an dieser Frau war ihre große und unverrückbare Liebe zum Hans. Aber auch die Geduld sowie das Durchhaltevermögen ihren Beruf zum Wohle der Mütter und Kinder auszuüben, ist bemerkenswert.

„Die Hebamme“ wurde in Norwegen über 60000 mal verkauft. Das ist beachtlich und zeigt, wie gefragt die Historie ist. Der Autor beschreibt die karge Landschaft und das mühselige Leben der Menschen so klar, dass diese „Bilder im Kopf“ beim Lesen wie von selbst entstehen. Die Erzählungen aus Sicht der Hebamme sind schlicht und zuweilen ein wenig einfältig. Sie kam mir vor als sei sie entrückt und stehe nicht mit beiden Beinen auf der Erde. Dabei stimmt das absolut nicht. Sie ließ sich wohl immer mal wieder von ihrem Mann beeinflussen, der ein Träumer war.

Nein, die Pille gab es damals noch nicht und selbst Hebammen kannten sich mit effektiver Verhütung wohl nicht aus. 11 Kinder zu gebären, das war nicht selten und oft starben die Frauen früh. Nicht so die Hebamme Marta. Sie überlebte ihren Ehemann viele Jahre und arbeitete bis ins hohe Alter als Geburtshelferin. Die Wege, welche sie zurücklegte waren mitunter gefährlich, da sie häufig über den stürmischen Fjord führten. Ein lesenswertes Buch, das die harte Zeit im 19. Jahrhundert gut vor Augen führt.