Meine Lesehighlight 2021

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aitutaki Avatar

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Edvard Hoem, norwegischer Bestsellerautor, erzählt in «Die Hebamme», die Geschichte seiner Ururgrossmuter Marta Kristine – Stina genannt.

Wir tauchen ein in das 18. Jahrhundert und erleben die Kindheit von Marta Kristine im kargen Norwegen. Die Zeiten sind hart, die Armut allgegenwärtig und man kämpft an allen Ecken und Enden. Früh reift in Marta Kristine der Entschluss, dass sie Hebamme werden möchte. Keine alltägliche Tätigkeit für eine Frau in jener Zeit. Mit Hilfe des örtlichen Pfarrers erhält sie die Möglichkeit, einen 6-wöchigen Lehrgang zu absolvieren. Doch «Hebammen-Stina» wird nicht wirklich von der örtlichen Bevölkerung gerufen bei Geburten. Man vertraut ihr nicht. Trotzdem allen Widerständen gibt Stina nicht auf und erkämpft sich die Möglichkeit, 1822 die Hebammenschule in Christiana zu besuchen und dort das entsprechende Diplom zu erlangen. Dass sie den Weg dorthin zu Fuss zurücklegen muss, zeugt von ihrem grossen Willen und ihrer Durchhaltekraft.

Die nachfolgenden Jahre sind hart, die Armut allgegenwärtig. Mit ihrem Ehemann, der sie von Herzen liebt, zeugt sie 11 Kinder. Als ihr Mann erkrankt, wird es nicht leichter und nur dank der Mithilfe ihrer Eltern und aller Kinder, kann die Familie überleben. Stina gibt nie auf, kämpft für sich und ihren Beruf und bringt über 100 Kinder auf die Welt während ihrer 50 Jahre als Hebamme, hilft, tröstet und impft gegen Kinderlähmung. Sie ist und bleibt eine aufrechte, mutige und stolze Frau, auch als sie als Witwe beinahe alles verliert.

Edvard Hoem hat eine wunderbar Sprache: Klar, präzise, bildreich und sehr emphatisch. Seine Ururgrossmutter wird zum Leben erweckt und man taucht buchstäblich in ihr schweres Leben ein! Ein Buch, das mich als Leserin sehr beeindruckt hat, zum Nachdenken anregt und aufzeigt, wie «leicht» unser heutiges Leben im Vergleich zur damaligen Zeit ist. – Ein Buch, das man unbedingt lesen sollte! 5 Sterne!!!