Spannend, aber zu wenig Hintergrund

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Marta Kristine, genannt Stina, ist die Tochter eines Schuhmachers. Anfang des 19. Jahrhunderts wird sie am Romsdalsfjord in Norwegen geboren. Als Mädchen bringt der Dorfpfarrer sie auf die Idee, dass sie später Hebamme werden könnte. Und obwohl sie ein uneheliches Kind gebiert, macht sie später ihren Traum wahr. Zuerst nimmt sie an einer Grundausbildung in der Nähe der Heimat statt, später reist sie ins 600 Kilometer entfernte Oslo (damals unter dem Namen Christiania), um dort die Hebammenschule zu besuchen.

Sie arbeitet ihr ganzes Berufsleben als Bezirkshebamme ihrer Heimat. Sie selbst gebiert elf Kinder, von denen sie manche bereits im Kindesalter wieder verliert.

Edvard Hoems Buch ist ein Roman. In seiner Einleitung schreibt er, dass es nur wenige konkrete Informationen über Hebammen-Stina, wie sie genannt wurde, gibt. Dennoch wollte Hoem dieser ungewöhnlichen Frau, seiner Ururgroßmutter, ein literarisches Denkmal widmen.

Marta Kristines Leben war geprägt durch ihre Entscheidung, Hebamme zu werden. Dennoch geht es im Buch auch um viele andere Themen: Stinas Mann leidet seelisch an den Folgen des Krieges. Harte Winter vernichten Ernten. Felder müssen bestellt, Fische gefangen und Tiere und Kinder versorgt werden. Das Leben ist wahrlich hart und entbehrungsreich im Norwegen des frühen 19. Jahrehunderts. Und obwohl die Menschen nicht wissen können, ob die Ernte sie über den Winter bringen wird, leben sie, feiern sie und genießen sie das, was ihnen von der Natur und ihren Mitmenschen gegeben wird.

Das Buch liest sich unaufgeregt. Dialoge wechseln mit Beschreibungen von Landschaften und Stinas Gedanken. Durchgehend erzählt Hoem die Geschichte aus Stinas Perspektive. Wir begleiten sie dabei, wie sie mit sieben Jahren ihre Puppe begräbt. Wir begleiten sie durch ihre Jugend, bei den Geburten ihrer Kinder und den Geburten anderer Kinder; wir begleiten sie beim Ehekrach und bei der Ausbildung. Und schließlich lesen wir die letzten Seiten und stellen fest:

Was für ein Leben! Was für eine starke Frau!

Dankbarkeit durchflutet uns für alles, was ist.