„...und das Leben geht seinen Gang“

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lesefee65 Avatar

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In dem Roman „Die Hebamme“ von Edvard Hoem erzählt der Autor die Lebensgeschichte seiner Ururgroßmutter Marta Kristine Andersdatter Nesje, die als Hebamme Anfang des 19. Jahrhunderts in Norwegen gelebt und gearbeitet hat.
Als selbstbewusstes, neugieriges Mädchen ist sie in eine Zeit hineingeboren, in der das Leben von existenziellen Sorgen geprägt wird. Ihr Wunsch, Hebamme zu werden, wird durch ihre Gabe , die Nöte und das Leid um sich herum wahrzunehmen, schon früh geweckt. Ihr Alltag ist aber zunächst durch Armut und harte Arbeit bestimmt. Doch schon früh erkennen und fördern ihre Eltern und Pastor Stubben ihre Stärke und Fähigkeiten. Marta Kristine verfolgt eigensinnig ihren Weg, eine fundierte Ausbildung zu bekommen, lässt sich auch von Rückschlägen und Argwohn nicht aufhalten. In entscheidenden Momenten findet sie immer wieder Rückhalt; von ihren Lehrern, ihrem Mann Hans und vor allem ihrem Vater.

Die Geschichte ist angelehnt an Fakten und Begebenheiten. Der Autor schafft es, ein lebendiges Bild der Zeit zu schaffen; sowie das Bild einer Frau, die die Herausforderung angenommen hat, ihrer Berufung nachzugehen. Die so neben ihrer Sorge für Ihre 11 Kinder und an der Seite eines durch Krieg traumatisierten Ehemannes , zeitweise alleinerziehend und fremdbestimmt, ihren Traum als Hebamme realisiert. Die alles versucht, ihr Leben nicht nur zu leben, sondern zu gestalten. Als starke Persönlichkeit kämpft sie für Anerkennung und Liebe.
Für mich als Frau im 21. Jahrhundert ist der Blick auf die Not und Sorge, Abhängigkeit, Enge und Eintönigkeit ohne Pause und wenig Abwechslung schwer nachzuvollziehen; umso mehr bewundere ich die Stärke und Demut dieser großartigen Frauenfigur. Das Buch ist ein stiller Rückblick, regt zur Besinnung an und ist unbedingt lesenswert!!!!