Eine Frau kämpft ums Überleben

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buecherfan.wit Avatar

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Alka Joshis Roman “Die Hennakünstlerin“ spielt in Indien Mitte des 20. Jahrhunderts nach Ende der britischen Kolonialherrschaft. Im Mittelpunkt steht die junge Lakshmi, die mit 15 von ihren Eltern verheiratet wurde, weil sie sie nicht länger ernähren konnten. Nach zwei Jahren flieht sie, um ihrem gewalttätigen Ehemann Hari zu entkommen und bringt damit Schande über ihre Familie. Lakshmi lebt in der Großstadt Jaipur und hat sich einen guten Ruf als Hennakünstlerin erworben. Reiche Frauen aus der Oberschicht lassen sich von ihr kunstvoll bemalen oder bei gesundheitlichen Problemen mit ihren von der Schwiegermutter erworbenen Kenntnissen in der Kräuterheilkunde helfen. Auch bei traditionellen Festen und Ritualen aller Art ist ihre Hilfe sehr gefragt. Trotz der allgemeinen Wertschätzung bleibt ihr der gesellschaftliche Aufstieg versagt, weil sie bei ihrer Arbeit die Füße ihrer Kundinnen berührt, was sonst nur Frauen der niedrigsten Kaste tun. Dann holt sie eines Tages ihre Vergangenheit ein, als ihr Ehemann mit ihrer 13jährigen Schwester Rhada bei ihr auftaucht, von deren Existenz sie nichts wusste.
Der Roman erzählt, wie sich die schwierige Beziehung zwischen den Schwestern entwickelt und wie sich Lakshmi gegen die ständigen finanziellen Forderungen ihres Mannes wehren muss. Sie wird Opfer einer Verleumdungskampagne und verliert ihre Kundschaft und ihre Existenzrundlage, aber Lakshmi gibt nicht auf. Joshis Roman lässt den Leser auch sprachlich tief in eine fremde Welt eintauchen, wo die Zugehörigkeit zu einer Kaste und gesellschaftlichen Klasse über das Leben der Menschen entscheidet und die soziale Ungerechtigkeit besonders Frauen benachteiligt. Da freut sich die Leserin doch, in einer westlichen Kultur zu leben.
Mir hat die mit viel Empathie erzählte Geschichte sehr gut gefallen und ich empfehle sie gern allen, die bereit sind, sich auf eine fremde Welt einzulassen.