Frauenschicksal in Jaipur

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emma winter Avatar

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Lakshmi hat das Unmögliche getan, sie hat ihren Ehemann verlassen und damit Schande über ihre Familie gebracht. Allein und mittellos schlägt sie sich von ihrem Dorf bis nach Jaipur durch. Aufgrund ihrer Kenntnisse über Heilkräuter und Hennakunst, gelingt es ihr, aus bescheidenen Anfängen einen florierenden Ein-Frau-Betrieb aufzubauen. Ihre Einnahmen ermöglichen es ihr sogar, den Bau eines eigenen Hauses in Auftrag zu geben und sich damit ihren Lebenstraum zu erfüllen. Kurz vor ihrem Einzug erscheint jedoch ihre 13 Jahre jüngere Schwester, von dessen Existenz sie bisher nichts wußte. Und Radha ist nicht allein gekommen, sie wird von Lakshmis Ehemann begleitet, vor dem diese vor langer Zeit geflohen war. Damit - man kann es sich denken - verläuft der Lebensplan der Hennakünstlerin in ganz andere Bahnen, als bisher geplant.

Die Autorin beschreibt das Leben der Frauen im Indien der 1950er Jahre sehr anschaulich, dabei beschränkt sie sich nicht nur auf die höheren Klassen, sondern bezieht auch die armen und ärmsten Frauen mit ein. Das hat mir gut gefallen. Die Männer spielen ihre Rollen eher im Hintergrund, obwohl sie in fast allen Belangen das Sagen haben. Dennoch kann man erkennen, wie geschickt einige Frauen die Fäden ziehen. Die Themen Gewalt gegen Frauen, Unterdrückung, Zwangsverheiratung und Abhängigkeit werden hier deutlich angesprochen. Die Protagonistin zeigt, dass es auch andere Wege geben kann. Allerdings muss ich leider sagen, dass mich das Buch nicht packen konnte. Es war in den USA ein riesiger Erfolg, aber ich war weder von der Geschichte fasziniert, noch vom Sprachstil. Auch war mir die Protagonistin Lakshmi nicht sympathisch, die sich ständig (unnötig) mit Selbstvorwürfen überschüttet. Die Geschichte erstreckt sich über 14 Monate und setzt mit der Reise der jungen Radha ein. Die Fluchtgeschichte ihrer älteren Schwester, die mich sehr interessiert hätte, wird nur in kurzen Rückblicken erzählt.

Vielleicht tue ich dem Buch Unrecht, es kommt ja auch oft darauf an, was man gerade vorher gelesen hat und ich habe bisher auch keine weitere "indische" Literatur gelesen. Wer eine vorhersehbare Emanzipationsgeschichte lesen möchte und in die farbenprächtige Welt Indiens eintauchen möchte, ist hier genau richtig.