Interessant aber noch ausbaufähig

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Das Buch gibt einen zugleich spannenden als auch erschreckenden Einblick in die Indische Gesellschaft und die Rolle der Frau. Lakshmi und ihre Schwester Radha haben viele Hürden zu meistern, müssen sich oft unterordnen und ein veraltetes Frauenbild verkörpern. Kleidung, Verhaltensweisen, Essen und der Alltag sind sehr anschaulich beschrieben, so dass man in eine exotische Welt abtauchen kann. Auch der noch tief verwurzelte Aberglaube ist durch verschiedenste Ereignisse gut in die Geschichte eingeflochten und war für mich oft erstaunlich.

Die Geschichte hat ein paar überraschende Wendungen, aber auch einige Geschehnisse die für mich etwas zu offensichtlich waren, weil man sie auf diese Weise einfach schon zu oft gelesen hat. Im letzten Abschnitt gibt es dann noch ein wenig Dramatik und ein Ende das sehr deutlich den Weg für eine Fortsetzung bereitet.

Dass sich Lakshmi ihre Selbstständigkeit mit Ausdauer und Mut hart erkämpft hat ist sehr beeindruckend. Ziemlich an ihr gestört haben mich aber ihre ständigen Selbstvorwürfe. Auch ihre jüngere Schwester Radha ist recht anstrengend, man merkt ihr deutlich an, dass sie im Teenageralter ist. Vermutlich ist sie mit ihren Launen gut getroffen, richtig warm geworden bin ich mir ihr aber nicht. Die Geschwister hatten es in ihrem Leben bisher nicht leicht und natürlich entsprechende Charakterzüge entwickelt, eine richtig tiefe Sympathie ihnen gegenüber mochte bei mir aber trotzdem nicht aufkommen.

Das mit acht eng bedruckten Seiten sehr umfangreiche Glossar hat mich ein wenig erschlagen. Natürlich geben in die Geschichte eingeflochtene Worte in der Landessprache einen zusätzlichen exotischen Flair, aber wenn ich auf einer Doppelseite fünfmal ans Ende des Buches blättern muss ist mir das dann irgendwann zu viel. Großartig hingegen fand ich die der Geschichte angefügten kurzen Erklärungen zur Tradition des Henna, dem indischen Kastensystem und zwei Rezepten.

Fazit
Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits habe ich es gerne und binnen weniger Tage gelesen, andererseits wäre vor allem bei den Charakteren noch mehr möglich gewesen. Der Einblick in die Arbeiten als Hennakünstlerin und die indische Gesellschaft waren wiederum sehr interessant.

Meine Wertung: 3,5 Sterne