Wie (über)lebt man als Frau in Indien?

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igirl Avatar

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Die Geschichte spielt im Indien der 50-er Jahre. Die Protagonistin Lakshmi hat sich aus den Schrecken ihrer Zwangsehe befreit, ist aus ihrer Heimat geflüchtet und begonnen sich ein Leben in Jaipur aufzubauen. Allmählich scheint für sie der Zugang zur indischen Kastengesellschaft zu gelingen und der Aufbau eines bescheidenen Wohlstands möglich zu werden. Doch jäh ändert sich alles als ihre 13-jährige Schwester Radhu und ihr Ehemann Hadi auftauchen.

Der Autorin, Alka Joshi , ist in ihrem Debütroman eine feinsinnige Hommage an eine starke Frau in einem gnadenlosen Umfeld gelungen. Dabei wird, uns Lesenden, das unbarmherzige gesellschaftliche System Indiens schonungslos vor Augen geführt. Über die Figur der blauäugigen Lakshmi, die die Kunst der Henna-Malerei neu interpretiert, erleben wir menschliche Schicksale, geprägt von Aberglaube, Religion, Kastensystem, Tradition, Beherrschung und Gewalt.
Richtig gut fand ich die Zwischentöne in der Kommunikation, die neben der sorgfältigen Wahl der Worte auch von Körperhaltung, Mimik und Gestik geprägt ist und in erster Linie ein gut gewähltes strategisches Vorgehen erfordert – wer schon mal eine Weile in Indien war wird sofort feststellen wie hervorragend der Autorin das gelungen ist! Ganz nebenbei erfahren wir einiges über die indische Küche und lernen etliche Worte in Hindi, die im Glossar nachzulesen sind. Wunderbar fand ich auch, dass die Autorin im Anhang zwei Rezepte aus der Geschichte zum Nachkochen aufgenommen hat.

Mein Fazit: 'Die Henna-Künstlerin' ist eine wunderbar geschriebene Geschichte, die uns einen kleinen Einblick in ein Gesellschaftssystem erlaubt, das wir als Europäer nur schwer verstehen können. Für den Lesenden bedeutet es ein exotisch anmutendes Lesevergnügen!