Die Herrin der Kathedrale

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Der Roman „Die Herrin der Kathedrale“ wurde von den Schwestern Claudia & Nadja Beinert geschrieben und erschien im Jahr 2013 im Knaur-Verlag.
Die Protagonistin der Handlung ist Uta von Ballenstedt. Neben ihr lernt der Leser ihre Familie, bestehend aus dem Vater, der Mutter, Bruder Esiko, Schwester Hazecha und Bruder Wigbert, kennen. Auf ihrem Lebensweg begleiten Uta weiterhin die Köchin Erna und ihre Familie, einige Ordensschwester, das Königspaar, mehrere Geistliche und der Markgraf Hermann, sowie sein Bruder Ekkehard.
In ihrem 12. Lebensjahr wird Uta von Ballenstedt von einem Knappen überwältigt, der früher ihr Jugendfreund war. Ihr Vater gibt dem Mädchen die Schuld für diese Sünde und will sie verstoßen. Nachdem er das Mädchen geschlagen hat, wird es von der Mutter in das Kloster Gernrode gebracht. Damit rettet die Mutter ihr wahrscheinlich das Leben und stirbt kurze Zeit später selbst nachdem der Vater sie verprügelt hat. Uta schwört von nun an den Tod der Mutter zu sühnen und den Täter vor dem kaiserlichen Gericht anzuklagen.
Zentral ist dabei stets der Kampf der Protagonistin gegen die Ansicht der Männer, dass eine Frau von niedriger Bildung sein müsse und stets dem Willen des Gatten oder der Familie zu gehorchen hat. Uta will allen beweisen, dass eine Frau mehr erreichen kann, sogar den Bau einer Kathedrale.

Der stetige Kampf der jungen Frau offenbart sich in den vielen Beziehungen, die sie im Laufe ihres Lebens zu den unterschiedlichsten Menschen unterhält. Selbst nach größten Demütigungen und Intrigen, z.B. durch die Hildesheimerin Notburga, bleibt sie freundlich, erträgt ihr Schicksal ohne Zorn und begegnet der Intrigantin auch danach noch zugewandt. Uta hat in ihrem Leben viel Glück, so gelangt sie durch ihre Fähigkeiten im Schreiben an den Hof der Herzogin und späteren Kaiserin Gisela von Schwaben. Andererseits ist ihr Leben geprägt von den Verlusten geliebter Menschen. Sie lebt in einer Epoche, die gekennzeichnet ist von Kriegen und Kreuzzügen und die viele Menschen das Leben kostet. Um die Moral der Truppen zu stärken, soll schließlich eine Kathedrale errichtet werden, an deren Bauarbeiten die junge Gräfin rege beteiligt ist. Neben diesen Handlungssträngen findet sich auch die Geschichte einer geheimen Liebe, die nicht sein darf und doch nicht falsch sein kann, in dem Roman wieder.
Die Beinert-Schwestern bedienen sich dabei einer Sprache, die der damaligen Zeit angemessen ist und zeigen mit Hilfe von Gefühlsbeschreibungen auf, welche moralischen Vorstellungen zu der damaligen Zeit dominiert haben. Dabei las sich die Geschichte flüssig und selbst die vielen bautechnischen Begriffe, die im letzten Teil des Buches auftraten, wurden dem Leser verständlich gemacht.
Die Handlung hielt eine Überraschung bereit, ohne dabei an Schlüssigkeit einzubüßen. Sie war verständlich und trotz der Vielzahl an Personen blieb sie für den Leser übersichtlich.
Der erste Eindruck des Buches war, dass die Geschichte der Uta von Ballenstedt eine spannende Lebensgeschichte einer emanzipierten Frau sein könnte, die dem Leser Bewunderung entlockt, ohne dabei zu sehr zu dramatisieren. Dieser Eindruck hat sich auch am Ende bestätigt. Für mich ist „Die Herrin der Kathedrale“ ein lohnenswerter historischer Roman.

Fazit:
In „Die Herrin der Kathedrale“ wird der Leser zum Begleiter im Leben der Uta von Ballenstedt, die sich durch ihr Leben kämpfen und Anerkennung verdienen muss. Sie erlebt dabei viele herbe Rückschläge und muss erkennen, dass auch die Liebe nicht immer leicht zu ertragen ist. Der Leser taucht ein in eine Welt, die an wahre historische Begebenheiten angelehnt und diesbezüglich gut recherchiert ist. Aufgelockert wird das Geschriebene durch Zitate aus zeitgenössischen Büchern. Meiner Meinung nach ist dieser Roman ein Muss für alle Fans historischer Erzählungen.