Sehr schöner Einblick in die damalige Zeit...

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beastybabe Avatar

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In "Die Herrin der Kathedrale" erzählen uns die Schwestern Claudia und Nadja Beinert die Geschichte von Uta von Ballenstedt, die durch den Naumburger Dom fast allen bekannt sein dürfte. Wenige belegte historische Fakten dienten dabei als Grundlage, wobei vieles aber auch abgeändert und für den Roman "passend gemacht" wurde. Es ist also eher kein Buch für penible Historiker, sondern mehr zur Unterhaltung gedacht. Und unterhalten kann das Buch wirklich gut...

Wir lernen die Herrscherfamilie auf der Burg von Ballenstedt kennen: den Graf Adalbert, seine Frau Hidda und die Kinder Esiko, Uta, Hazecha und Wigbert.
Adalbert führt ein strenges Regiment, er vertritt die damals noch weit verbreitete Ansicht, dass Frauen sich zu unterwerfen hätten, für Nachwuchs sorgen und auf keinen Fall zu viel denken sollten. Seine Frau Hidda ist da allerdings anderer Meinung und sorgt schon früh dafür, dass auch ihre Töchter gefördert werden und zum Beispiel lesen und schreiben lernen.
Da der Burgherr oft viele Monate (pardon: Mondumläufe) nicht zu Hause ist, können die Geschwister ein ganz angenehmes, freies Leben genießen in der Obhut der liebenden Mutter.
Doch eines Tages vertraut die 12-jährige Uta dem falschen Mann und setzt damit eine Kette von schlimmen Ereignissen in Gang, deren Auswirkungen sie erst viele Jahrzehnte später wieder halbwegs in Ordnung bringen kann.
Wir begleiten Uta auf ihrem weiteren Lebensweg, der sie zunächst in ein Kloster führt und schließlich an die Seite der Kaiserin. Viele hilfreiche, freundliche Personen begegnen ihr dabei, aber sie muss sich auch mit zutiefst bösen und intriganten Menschen plagen.
Schließlich wird sie verheiratet und trägt von da an den Namen "Uta von Naumburg". Hier beginnt auch ihre Karriere als "Herrin der Kathedrale". Doch bis zur Weihe ist es ein weiter Weg und wieder muss sie sich gegen viele Hindernisse zur Wehr setzen, denn das Schicksal erlegt ihr so manche schwere Prüfung auf.

Meine Meinung:
Das Buch ist auf jeden Fall unterhaltsam. Über die historischen Fakten habe ich mir nicht allzu viele Gedanken gemacht, die Informationen über Kriege und Besitzverhältnisse haben mich nicht so sehr interessiert. Mich hat mehr die persönliche Geschichte von Uta und den vielen sympathischen Personen berührt, die wir in diesem Buch kennen lernen dürfen.
Der Schreibstil ist gut und das Buch lässt sich leicht lesen. Es ist nicht überladen mit Fachbegriffen und es ist auch nicht zu sehr auf "alt gemacht" was die Sprache betrifft.
Die Personen wirkten auf mich sehr lebendig, auch die Schauplätze fand ich sehr gut beschrieben.
Es kommt durchaus Spannung auf, aber da es sich hier ja nicht um einen Krimi handelt, ist das eher partiell der Fall. Auch wird es an einigen Stellen hochdramatisch und sehr emotional - das Buch bietet also für jeden Leser etwas. Auch ein bisschen Humor steckt darin, manchmal auch eher hintergründig.
Was mich etwas gestört hat: zwischen zwei Abschnitten finden zuweilen große Zeitsprünge statt, was sich zwar beim Lesen erklärt, aber trotzdem wären Zeitangaben hilfreich gewesen. Auch fand ich das Ende ein bisschen zu unrealistisch und etwas zu rasch abgehandelt. Mir blieben auch zu viele Fragen offen bzw. ich hätte mir noch mehr Infos über die Zukunft einiger lieben Personen gewünscht.
Insgesamt aber ein sehr schönes Buch, bei dem man merkt, dass in ihm viel Recherche, Liebe zum Detail und sehr viel Herzblut der Autorinnen steckt.