Uta von Ballenstedt - spannender historischer Roman

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matheelfe Avatar

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Wir befinden uns im 11. Jahrhundert. Auf Burg Ballenstedt wird der Markgraf Ekkehard von Meißen empfangen. An seiner Seite ist Volkard aus dem Hardagau. Vor zwei Wintern hat er mit Uta, der 12jährige Tochter des Grafen Adalbert von Ballenstedt, eine Schneerose vergraben. Uta reitet mit ihm, um die Pflanze auszugraben. Eigentlich sollte Erna, die Dienerin Utas, beide begleiten. Doch sie ist nicht zur Hand. Im Wald versucht Volkard Uta zu vergewaltigen. Plötzlich erscheint die Gesellschaft mit Graf Adalbert. Er gibt seiner Tochter die Schuld und verlangt den Reinigungseid. Uta stottert und gilt damit als schuldig. Ihre Mutter bringt sie im Kloster Gernrode in Sicherheit. Wenige Tage später ist die Mutter tot.
Uta von Ballenstedt – wer war die Stifterfigur im Naumburger Dom? Die beiden Autorinnen versuchen darauf eine Antwort zu geben.
Am Anfang lerne ich Uta als lebensfrohes junges Mädchen kennen. Sie kann Lesen und Schreiben und reitet fast so gut wie ihr 5 Jahre älterer Bruder Esiko. Ihr Vater aber hält nichts von den Rechten der Frau. Sie haben sich unterzuordnen. Anderenfalls schlägt er zu.
Esiko ist das Ebenbild seines Vaters. Er fühlt sich als zukünftiger Herr des Hauses. Die Wünsche seiner Schwester ignoriert er.
Auch die Nebenfiguren wurden gut herausgearbeitet. Da ist einmal Erna, mehr Freundin als Dienerin.
Hathui und Adelheid, zwei Äbtissinnen von Gernrode, stehen dafür, wie unterschiedlich man dieses Amt auffassen und ausüben kann, und welchen Einfluss eine kluge Führung der Anvertrauten auf deren Leben hat.
Mit der Ankunft in Gernrode nimmt Utas Leben einen neuen Verlauf. Sie trifft immer wieder auf Menschen, die ihre Fähigkeiten und Begabungen erkennen und fördern. Nach dem Tod ihrer Mutter hat Uta nur ein Ziel. Sie möchte Gerechtigkeit. Deshalb taucht sie tief in die Bücher ihrer Zeit ein. Mit Uta darf ich als Leser einen umfangreichen Überblick über die Gerichtsbarkeit in jener Zeit bekommen. Desgleichen erfahre ich von Heilmethoden und Arzneimitteln.
Die beiden Autorinnen haben es sehr gut verstanden, die Entwicklung Utas zu einer selbstbewussten Frau nachzuzeichnen. Sie lernt es, Schwierigkeiten zu überwinden und erwirbt nach und nach neue Fähigkeiten. Im Roman ist die Fertigstellung der Naumburger Kathedrale zu großen Teilen Utas Verdienst.
Sehr gut gefallen haben mir die ausführlichen Darlegungen zum Bauablauf der Kathedrale. Sie waren verständlich erläutert und damit leicht nachvollziehbar.
Das Leben der Uta von Ballenstedt ist eingebettet in die historischen Ereignisse ihrer Zeit. Die Reisen Kaiser Konrads zur Festigung seiner Position, die Kämpfe im Osten des Reiches und die Alpenüberquerung sind nur einige Beispiele für die geschichtlichen Hintergründe. Das Verhältnis von Lebensbeschreibung und Faktenwissen empfand ich als ausgewogen.
Wenn Uta immer wieder mit Versuchen konfrontiert wird, sie auf häusliche Pflichten zu beschränken, lerne ich mit Kaiserin Gisela eine Frau kennen, die von ihrem Gatten bewusst in die politischen Prozesse einbezogen wird.
Ein ausführliches Personenverzeichnis und ein Nachwort, dass Fiktion und Tatsachen trennt, ergänzen das Buch.
Das Buch ließ sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Dazu haben nicht nur die spannende und abwechslungsreiche Handlung und viel sympathische Protagonisten, sondern auch die vielfältigen Informationen über Bauwesen und Medizin der Zeit beigetragen.