Utas Kampf für Gerechtigkeit

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Man schreibt das Jahr 1018. Zu dieser Zeit herrschten die Männer, sie waren die Krone der Schöpfung, Frauen waren nur dazu da um ihnen zu dienen. Als nach einer versuchten Vergewaltigung die erst 12jährige Uta von Ballenstedt vom eigenen Vater der Unzucht bezichtigt und zum Tode verurteilt wird, versteckt ihre Mutter sie in einem Kloster. Der erzürnte Vater lässt daraufhin die Wut an seiner Frau aus, sie wird am nächsten Tag tot aufgefunden. Uta fühlt sich mitschuldig am Tod der Mutter und richtet ihr weiteres Leben darauf aus, ihren Mörder vor Gericht zu bringen. Sie erlernt im Kloster die Kunst des Lesens und Schreibens. Dadurch erwirbt sie die Gunst von Königin Gisela und wird deren Hofdame. Als in Naumburg der Bau eines neuen Domes mit einem Saal für Gerichtsbarkeit geplant ist, sieht Uta ihre Chance …

In ihrem Roman „Die Herrin der Kathedrale“ ist den beiden Autorinnen Claudia und Nadja Beinert ein bemerkenswerter Spagat zwischen Historie und Fiktion gelungen. Bereits im Vorfeld erfährt der Leser, welche Personen tatsächlich gelebt und welche der Fantasie der Autorinnen entsprungen sind. In einem ausführlichen Nachwort wird auf die tatsächlichen historischen Begebenheiten Bezug genommen und Abweichungen zum Roman erläutert. Positiv zu bemerken sind auch die Fußnoten mit Quellenangaben zu Zitaten und Schriftstücken auf den jeweiligen Seiten. Wünschenswert wäre evtl. noch eine Landkarte, um die einzelnen Grafschaften und Gebiete besser zuordnen zu können.

Der Schreibstil ist, obwohl leicht der damaligen Redensweise angepasst, gut und flüssig zu lesen. Liebevoll und sehr detailliert herausgearbeitet sind die Protagonisten. Man kann sie sich anschaulich vorstellen und lebt mit ihnen; die mutige und für die damalige Zeit recht emanzipierte Uta, die gemeinsam mit ihrem Schwager Markgraf Hermann von Naumburg den Traum vom Bau der Kathedrale verwirklicht, ihr dominanter und intriganter Bruder Esiko, der kriegerische Ekkehard II von Naumburg, ihr herrschsüchtiger Ehemann, um nur einige zu nennen. Aufschlussreich auch die Berichte über die Regentschaft Kaiser Konrad II und Kaiserin Gisela, seine Feldzüge nach Italien und seine Bemühungen zur Sicherung der Ostgrenzen des Landes. Lebendig und ausdrucksvoll beschrieben ist auch Utas Umfeld; das Leben in einer mittelalterlichen Burg, die Tagesabläufe im Kloster und nicht zuletzt Details zur Bauweise einer Kathedrale.

Fazit: Ein gut geschriebener, unterhaltsamer und informativer Mittelalter-Roman, bei dem sich Tatsachen und Dichtung gekonnt vermischen. 765 pralle Seiten Hass, Intrige und Trauer, aber auch Liebe, Freude und Erfolg, spannend und fesselnd erzählt. Für Freunde historischer Romane unbedingt zu empfehlen.