Gefangen in einer orthodoxen Gemeinde

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Chani Kaufmann hat geheiratet. Ich weiß alles darüber, denn „Die Hochzeit der Chani Kaufmann“ habe ich gern gelesen. Nun folgen wir Chani durch die erste Zeit ihrer Ehe, die allein davon geprägt ist, dass Chani nicht schwanger wird. Als Mitglied einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde besteht die vorrangige Aufgabe des Paares darin, eine möglichst große Nachkommenschaft zu produzieren. Chani gelingt das nicht, sie magert an, sie ist ein Nervenbündel, bis zum Anschlag verzweifelt - viele Möglichkeiten zur Identifikation mit dieser Hauptfigur bot mir die Schilderung nicht. Die Tragödie endet damit, dass Chani nur einen kleinen Trick anwenden muss, um ein Kind zu empfangen - schön für sie, ohne Frage, aber rechtfertigt das einen ganzen Roman? Die Autorin fährt noch eine ganze Reihe von Figuren auf, um die Geschichte zu beleben - doch auch sie blieben für mich oft flach, ihre Entwicklung fand ich wenig spannend. Die einzige Ausnahme davon bildet Rivka, die Aussteigerin. Ihren Mut habe ich bewundert. Mir ist bewusst, dass das orthodoxe Milieu, in dem die Story spielt, hier bestimmte Vorgaben macht. Doch was das angeht, hat Deborah Feldmann in „Unorthodox“ sehr viel besser zum
Ausdruck gebracht, was es im 21. Jahrhundert bedeutet, jüdisch - orthodox und Frau zu sein.