Grandiose Fortsetzung

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dany_87 Avatar

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Endlich geht die Geschichte von Chani und Baruch weiter. In „Die Hoffnung der Chani Kaufman“ erzählt die Autorin Eve Harris auf 503 Seiten, wie es mit Chani nach ihrer Hochzeit mit Baruch weitergeht.
Die beiden leben, wie man schon im ersten Teil („Die Hochzeit der Chani Kaufman“) erfahren durfte, zunächst in Jerusalem und führen anfangs eine glückliche Ehe. Doch als Chani nach dem ersten Ehejahr noch immer nicht schwanger ist, steigt der Druck der Gemeinde auf das junge Paar und auch Chani setzt sich selbst zusehends unter Druck. Gefühlt sind alle um sie herum schwanger, nur bei ihnen will es nicht klappen.
Chani und Baruch kehren daher vorübergehend nach London zurück. Ein Besuch in einer Fruchtbarkeitsklinik soll Klarheit bringen. Und tatsächlich wird eine denkbar einfache Lösung aufgezeigt, doch die strengen Vorgaben und Regeln der Religion stehen dieser im Wege.

Auch Baruchs Mutter mischt in der Fortsetzung wieder kräftig mit und verfolgt ihre ganz eigenen Ziele. Sollte die ausstehende Schwangerschaft doch noch dafür sorgen, dass sie Chani, die sie von Anfang an als nicht gut genug für ihren geliebten Sohn angesehen hat, loswird? In der strengen jüdischen Gemeinschaft gibt es nämlich kaum etwas schlimmeres als eine kinderlose Ehe und gerade da Baruch Rabbi werden will, sind die Erwartungen und Regeln noch einmal strenger.

Neben Chani und Baruch treffen wir aber auch die anderen Charaktere aus dem ersten Teil wieder. Der Rabbi Zilberman und seine Ehefrau Rivka, sowie deren Kinder – insbesondere Avromi – spielen wieder eine zentrale Rolle in dem Buch.

Neben dem Thema Schwangerschaft geht es in dem Buch auch darum wie man es schafft seinen eigenen, für sich richtigen Weg zu gehen. Was für Probleme einen erwarten, wenn man nach vielen Jahren aus einer strengen Religions- und Lebensgemeinschaft austritt und sich in der modernen Welt zurecht finden muss, zerrissen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Liebe zu seinen Kindern. Aber auch um die eigene Suche nach Gott.

Auch durch den zweiten Teil und die wechselnden Perspektiven bekommt man wieder ganz unterschiedliche Eindrücke von der Welt der jüdisch-orthodoxen Religions- und Lebensgemeinschaft. Man erfährt wieder viel über Bräuche, Regeln, den jüdischen Alltag, typische Speisen etc.
Ein Glossar am Ende des Buches erklärt wieder die vielen religiösen Begriffe, die durchgehend in den Text eingebunden sind, den Lesefluss aber dabei nicht stören.

Jeder, der den ersten Teil mochte, wird auch dieses Buch lieben. Ich persönlich würde empfehlen, vorher den anderen Teil zu lesen, da die Geschichte inhaltlich sehr auf diesen aufbaut.

Den Schreibstil und Humor der Autorin mag ich sehr, zudem finde ich, dass es Eve Harris gelingt, spannende, vielschichtige Charaktere zu kreieren. Auch die unterschiedlichen Settings (London, religiöse Gemeinschaft Golders Green in London, das pulsierende Tel Aviv und das sehr religiöse Jerusalem) geben dem Buch eine spannende, abwechselnde Atmosphäre.