Hoffen in Zwängen

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calendula48 Avatar

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Für die Covergestaltung hat der Diogenes Verlag ein Händchen.
Die junge Frau mit dem Liebesapfel vor dem Auge schaue ich nach dem Lesen dieses Romans noch einmal mit einem ganz anderen Blick an.
Der Wunsch nach einem Baby ist bei Chani Kaufmann in einen Zwang übergegangen.
Obwohl glücklich verheiratet, fühlt sie sich dafür verantwortlich, bisher nicht schwanger geworden zu sein. Selbst die Überlegung, eine Sünde der vermeintlichen Unfruchtbarkeit zugrunde zu legen quält sie.
Es ist mein erstes Buch von Eve Harris; sie webt das Thema der ungewollten Kinderlosigkeit in die jüdischen Zwänge und bringt mit Sätzen wie „ bei ihnen war das Mysterium des Lebens ins Straucheln geraten“ noch mal Brisanz in die Sache.
Und mit schonungsloser Offenheit führt sie Zwänge und rituale Oberflächligkeiten der orthodoxen jüdischen Gesellschaft vor die Augen der Leserin.
Als Frau im Hier und Jetzt muss ich darauf achten, dass mich dieser Roman nicht wütend macht, über den Herrschaftsanspruch der alten weißen Oberhäupter, die ernsthaft glauben, immer noch über ihre Frauen herrschen zu dürfen.
Trotzdem habe ich dieses Buch bis zum letzten Satz gelesen, und dem Schluss tatsächlich entgegengefiebert.
Jede Seite war es wert – und zum Glück sieht die junge Frau auf dem Cover mit dem zweiten Auge klar und scharf!