Sensibles Thema, behutsam erzählt

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bayerwald Avatar

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"Die Hoffnung der Chani Kaufman" ist Anfang 2024 im Diogenes Verlag gefallen und hat mir sehr gut gefallen.
Eve Harris beschreibt eingänglich und schonungslos, welchen Prozess das jüdisch-orthodoxe Paar Chani und Baruch durchlaufen müssen, als sich der Kinderwunsch nicht so einfach erfüllt wie erhofft. Der Weg kann in diesem Umfeld nicht selbst bestimmt entschieden und gegangen werden, Chani ist hier gnadenlos dem Einfluss des Mannes, der Schwiegereltern, der Religionsgemeinschaft ausgesetzt. Trotzdem versucht sie immer wieder alle Erwartungshaltungen zu erfüllen und ihrer Pflicht ein Kind zu bekommen nachzukommen. Sich selbst stellt Sie dabei sehr oft zurück.
Dieser Einstellung entgegen zeigt das Buch auch die Geschichte von Rivka auf. Diese hat sich von ihrem Mann getrennt und ist auf der Suche nach sich selbst - was in diesem Umfeld natürlich noch deutlich schwieriger ist. Den Ausmaß von Ausgrenzung kann ich mit meinem westeuropäischen Blickwinkel nicht immer nachvollziehen.
Ein lesenswerter Roman dem die Perspektivenwechsel zwischen den Hauptprotagonisten gut gelingen. Ein eindrückliches Buch über religöse Glaubenssysteme und darüber wie viel Mut es kostet, man selbst zu sein.
Im Diogenes Verlag erschienen ist es gewohnt sehr hochwertig gestaltet. Das Coverbild das vermutlich auf die Verführung durch die Frau im Garten Eden anspielt sinnbildlich gewählt. Man kann das Buch gut lesen auch wenn man den 2015 erschienenen Band "Die Hochzeit der Chani Kaufman" nicht kennt.