tolle Einblicke in eine andere Kultur

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catwoman Avatar

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Wieder einmal lege ich ein Buch aus der Hand und habe das befriedigende Gefühl, dass das eine Runde Schache war.
Ich hasse ja nichts mehr, wenn Bücher zu Ende gehen und es bleiben noch 1000 Fragen offen oder och schlimmer, ich denke das hat jetzt gar keinen Sinn gemacht. Davor braucht man bei diesem Buch keine Angst zu haben.
Auf Grund des Titels hatte ich irgendwie etwas Mühe das Buch aufzuschlagen und in die Geschichte einzutauchen. Ich musste bei Chani immer an die schrecklichen Bilder von der jungen Frau auf dem Pick up denken, bei denen mir grad schlecht wird, deswegen hat es wirklich etwas gedauert und das wo ich mich doch so auf dieses Buch gefreut habe.
Kaum hatte ich zu lesen begonnen, war es wirklich als würde ich in eine andere Welt eintauchen und eine ganz neue Kultur, die mir so gar nicht bekannt war, kennenlernen.
Im Zentrum der Geschichte steht Chani, was der Titel ja vermuten lässt, aber im Grunde geht es nicht nur um sie, sondern um Chani und die Menschen in ihrem direkten Umfeld und die in dieser Episode ihres Lebens, Chani versucht verzweifelt schwanger zu werden, Einfluss auf sie haben.
Über die wirklich sprachlich sehr schön geschriebenen Geschichten der Personen, taucht der Leser in das Leben in einer orthodoxen Gemeinschaft ein.
Einige Dinge kennt man, wie die Bekleidung und vielleicht noch die religiösen Aspekte, aber was diese Art der Glaubensausübung für die Gemeindemitglieder bedeutet, fand ich wirklich erstaunlich. Wie kann es sein, dass eine junge Frau aus London, im 20ten Jahrhundert nichts von Eisprung und dem Verhalten der Spermien des Mannes weiss?!
Besonders hat mir gefallen, dass es auch um das Leben ausserhalb der Gemeinde geht. Was passiert, wenn man sich irgendwann in seinem Leben für eine Existenz ausserhalb der Gemeinde entscheidet und alles, was vorher war sozusagen verliert. Das dies nicht immer nur schön, aber auch hoffnungsvoll sein kann, wird durch die Autorin wunderbar erzählt. Was mir sehr gefallen hat ist, dass es nicht nur um eine Abrechnung und den Ausbruch geht, sondern man auch sehr schön miterleben kann, was einem das Leben in einer so isolierten Gesellschaft geben kann und weswegen es auch schön sein kann, so genau zu wissen, wo der eigene Platz im Leben ist, einfach weil andere für einen diese Entscheidungen übernehmen. So kann der Leser sich selbst eine Meinung bilden.

Für mich hat dieses Buch alles gehabt, was ich mir erhofft hatte. Einblick in die jüdische Gemeinde und die Rituale. Tolle Charaktere, denen ich gerne gefolgt bin und die mir schnell am Herzen lagen und eine Runde Geschichte, die mir glückliche Lesestunden beschert hat.

**** Sterne