Nett, aber mehr nicht

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rebekka Avatar

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"Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land", hat Ludwig Ganghofer einmal über Berchtesgaden und seine Umgebung geschrieben. Das, was Alexander Klein aus Bremen passiert, dürfte er allerdings kaum gemeint haben: einen tödlichen Absturz mit dem Gleitschirm und ein plötzliches Ende auf einer Wiese hat sich der bayerische Heimatdichter mit Sicherheit  nicht vorgestellt.

Krimiautorin Frederika Gers hat da keine Hemmungen. Sie läßt junge Männer vom Himmel stürzen, alte Frauen, einen Mann und einen kleinen Jungen an Giftstullen sterben, Murmeltierfett zu Brotaufstrich verarbeiten und Gynäkologinnen/Verhaltenstherapeutinnen eine (ungenehmigte) Obduktion vornehmen. Obwohl aus Hamburg stammend, wagt sie sich an einen Alpenkrimi, beschreibt in liebevollen Worten die beeindruckende Landschaft rund um den Watzmann und erfindet Charaktere, die man sich in dieser Gegend gut vorstellen kann.

Erstaunlicherweise funktioniert das sogar. Allerdings nur, wenn man bereit ist auf Spannung und Nervenkitzel zu verzichten. Gers hat eine gefällige, flüssige Schreibe, kann gelegentlich auch mal witzig sein , und ihr Hauptwachtmeister (nicht Hauptkommissar!) Franz Holzhammer ist ein so sympathischer Gemütsmensch, dass man ihn einfach ins Herz schließen muss.

Mehr Positives läßt sich über diesen Krimi aber auch nicht sagen. Die Geschichte plätschert so dahin, die Morde und das Motiv reißen geübte Thriller-Leser  nicht vom Hocker. Das schlimmste aber: schon nach dem ersten Drittel des Buches weiß der geübte Krimi-Fan dank eindeutiger Hinweise, wer der Täter ist. Wer hat die Krimi-Autoren nur auf die blödsinnige Idee gebracht, ihre Leser  an den Gedanken und Plänen ihrer irren Täter teilhaben zu lassen? Wo bleibt die Spannung, wo das Mitfiebern und Überlegen gemeinsam mit den Ermittlern, die bis zum Schluß nicht preisgeben, wer die Morde verübt hat und warum?

Als Urlaubslektüre, am besten in Berchtesgaden und am Königsee zu genießen, ist das Buch in Ordnung. Ein Muss ist das aber nicht.