unheimlich und sommerlich

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Als Caroline plötzlich ums Leben kommt, bleibt Mars ohne die Schwester zurück. Daraufhin begibt sich Mars ins Camp Aspen, um Carolines letztem Sommer nachzuspüren.

Worum geht es wirklich?
Gemeinschaft, Identität und Geheimnisse.

Lesenswert?
Ja, das Buch hat mich sehr überrascht. Es startet recht düster und unheimlich, verliert diesen Schauer dann im Laufe der Zeit und kehrt zum Ende hin genau wieder in diesen Zustand zurück.
Das Zwischenspiel ist gefüllt von Sommercamp-Atmosphäre und Mars’ Suche nach der eigen Identität. Mars ist genderfluid und somit eine Art Störfaktor in der klassischen binären Rollenverteilung im Camp. Nicht nur was die Schlafunterkünfte betrifft, sondern das gesamte Leben, die Spiele, die Erwartungen an die jeweiligen Geschlechter. Das klassische Rollenbild wird hier aufrecht erhalten und kommt durch Mars’ Existenz regelmäßig Risse. Wie interessant, dass schon die bloße Anwesenheit von Mars dafür ausreicht.
Mars hat das Camp früher schon einmal besucht, musste es dann aber wegen einem zu Beginn nicht näher erklärten Vorfall wieder verlassen. Für Mars ist es also ein Heimkommen in gewohnte Gefilde, aber auch in gewohnte Konflikte.
Während die Mädchengruppe mit Mars’ Identität ganz gut umgehen können und motivierend und hilfreich zur Seite stehen, fühlen sich die Jungen angegriffen und können das in ihren Augen unmännliche Auftreten teilweise kaum aushalten.
Mars als Protagonist*in fand ich sehr interessant und sympathisch, die humorvolle Art richtig nett.
Die anderen Figuren bleiben dagegen eher wenig charakterisiert und treten nur als Randfiguren auf. Da gibt es eigentlich nur drei Typen: Stereotypes Mädchen, stereotyper Junge und Jungen, die nicht der gewohnten Heteronormativität entsprechen.
Die ganze Geschichte ist sehr spannend und wie erwähnt auch recht düster mit Tendenz zum Ekel. Fantastische Elemente spielen definitiv eine Rolle.
Man bekommt hier ein Buch über das Erwachsenwerden in strenger Rollenverteilung, ein bisschen Sommercamp, ein bisschen Thriller und ein bisschen botanical horror - ich denke das trifft es ganz gut. Eine rundum überraschende Lektüre.