Rätselhaft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
noiram Avatar

Von

"Die Hummerfrauen" von Beatrix Gerstberger scheint eine wirklich interessante Geschichte zu sein, die mich gleich neugierig gemacht hat. Der Prolog fängt schon sehr besonders an, mit diesem Hummer, der die Farbe wechselt, als Ann stirbt – das ist mal ein ungewöhnlicher Einstieg und regt zum Nachdenken an.
Die Beschreibung von Stone Harbor, diesem nebelverhangenen Dorf, das Geschichten zu verschlucken scheint, hat eine ganz eigene, fast melancholische Atmosphäre. Man spürt richtig die Sehnsucht der Bewohner, sei es nach einem besseren Boot oder einer verlorenen Liebe. Trotzdem wollen sie nicht weg, was die Verbundenheit zum Meer und zur salzigen Luft zeigt.
Die Figuren Ann und Julie wirken direkt sehr lebendig. Ann, die mit Mr. Darcy, ihrem blauen Hummer, spricht und ein sehr geregeltes Leben führt, ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Ihre Geschichte als Hummerfischerin, die sich nach dem Verlust ihres Ladens neu erfunden hat, ist stark. Und dann kommt Mina ins Spiel, ein junges Mädchen, das Ann am Strand findet. Das verspricht, spannend zu werden, wie sich die drei Frauen miteinander verbinden werden.
Julies Art, wie sie versucht, Freundschaften im Dorf zu schließen, aber auf die "schottisch-norwegische Fischeraristokratie" trifft, ist auch sehr bildhaft beschrieben und lässt mich schmunzeln. Ich mag es, dass die Charaktere so eigen sind und ihre kleinen Macken haben, wie Julie mit ihrer direkten Art oder Malcolm, der zum Hummerball mitgeht, aber keine Blume anstecken will.
Ich bin gespannt, welche Geheimnisse Stone Harbor noch verbirgt und wie sich die Beziehung zwischen Mina, Ann und Julie entwickeln wird. Die Andeutungen über Minas Vater und Sams Verschwinden machen das Ganze noch rätselhafter und geben der Geschichte Tiefe.