Auf der Insel der Hummerfischer

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Als Kind verbrachte Mina viele Sommer mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder Christopher auf Eagle Island, einer kleinen Insel an der Küste von Maine. Völlig unbeschwert konnte sie dort mit dem Fischerjungen Sam herum streifen, Muscheln und Vogelfedern sammeln, schwimmen und mit seinem Boot hinaus aufs Meer fahren. Doch ein Ereignis änderte plötzlich alles - die Familie kehrte nie wieder auf ihre Urlaubsinsel zurück. Inzwischen sind zwanzig Jahre vergangen. Durch den plötzlichen Tod ihres Bruders ist ihre Familie zerbrochen und Mina hat jeglichen Halt verloren. Die Suche nach sich selbst führt sie an die Küste von Maine, dorthin, wo sie eine glückliche Zeit verlebte. Es war ein stürmischer Tag, als sie im Fischerdorf Stone Harbor ankam. Bei der 72jährigen Ann, die seit der Trennung von ihrer Lebensgefährtin alleine mit ihrem Haustier, einem seltenen blauen Hummer, lebt, findet Mina Unterschlupf und bei Julie, einer resoluten Hummerfischerin Mitte 50, kann sie sich nützlich machen. Sie fährt mit ihr raus aufs Meer zum Hummerfang. Von den beiden Frauen erhält sie die familiäre Wärme, die sie so sehr vermisste. Dann trifft sie Sam wieder und die tiefe Zuneigung von damals flammt sofort wieder auf. Auch seine Familie zerbrach an jenem tragischen Sommertag …

Beatrix Gerstberger, geb. 1964 im Sauerland, ist eine deutsche Autorin und Journalistin, die bekannt ist für ihre emotionalen und tiefgründigen Reportagen und Bücher. Nach dem frühen Tod ihres Partners zog sie, um einen Weg aus der Trauer zu finden, Anfang der 2000er mit ihrem damals noch kleinen Sohn für ein halbes Jahr in ein Hummerfischerdorf. Dort lernte sie, dass es viele unterschiedliche Formen von Verlust gibt und dass es genau so viele unterschiedliche Wege gibt, damit umzugehen. Der damalige Aufenthalt in Maine inspirierte sie zu dem Roman „Die Hummerfrauen“ (2025, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co KG, München). Beatrix Gerstberger lebt heute in Hamburg.

Der Autorin ist es großartig gelungen, den beschwerlichen Alltag der Hummerfischerinnen in einen warmherzigen Roman zu integrieren. Wir lesen von drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber dennoch viel gemeinsam haben: ihre Liebe zum Meer und ihr Bedürfnis nach Zusammenhalt. Beatrix Gerstberger hat einen sehr lebendigen, flüssigen Schreibstil und erfasst auch Zusammenhänge und Beziehungen äußerst treffend. Dabei entsteht ein wunderbares Bild der Umgebung, des Meeres und des Dorflebens, sodass man das Gefühl hat, dabei zu sein. Sie erzählt uns die Geschichte der drei Frauen hauptsächlich in den Jahren 2000/2001, schweift gelegentlich zurück zum Sommer 1982, als Mina zum letzten Mal mit ihrer Familie auf der Insel war, und im Prolog und im Epilog erfahren wir, wie es Mina in der Zwischenzeit ergangen ist und wie sie heute lebt.

Fazit: Ein außergewöhnlicher und einfühlsamer Roman über Verlust und Trauer, und über eine Liebe, die von der Vergangenheit überschattet wird.