Knorrige Charaktere

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Hummerfrauen_Rezension

Dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen. Nicht nur, dass ich über das Leben von Hummern und das Hummerfischen viel gelernt habe, auch die gekonnt beschriebene Landschaft in Maine hat mich berührt. Zu dieser rauen, und dann doch wieder teilweise lieblichen Landschaft passen die Charaktere in diesem Buch. Drei sehr starke Frauenfiguren stehen hier im Vordergrund. Sie gehören drei unterschiedlichen Generationen an, aber es eint sie die Liebe zur Arbeit auf See und zum unabhängigen Leben. Es sind knorrige Charaktere voller Widersprüche und besonders die beiden älteren, aber letztlich auch Mina, die jüngste der drei, mit einer Vergangenheit, die von Verlust und Einsamkeit geprägt ist.
Das Buch spielt auf drei Zeitebenen, 1982, 2000 und Prolog und Epilog im Jahr 2018. Die Rückblenden verdeutlichen insbesondere das Erleben von Mina und ihrer Familie als Sommergäste. Die Geschichte von Ann und Julie wird in die jeweilige Handlung eingeflochten.
In dem Fischerort, in dem sie leben bzw. aufeinandertreffen und sich allmählich eine freundschaftliche Beziehung herausbildet, ist der Umgangston derb und es gibt deshalb viele deftig-witzige Dialoge. Hinter diesen Wortwechseln wird eine allgemeine Sprachlosigkeit deutlich, die jedoch die dahinter liegenden tiefen Gefühle und Erfahrungen der Vergangenheit kaschiert. Eine große Liebe findet auch deswegen kein wirkliches Happy-end.
Besonders gefallen hat mir auch der leuchtend-rote Hummer auf dem Cover, der blau wird, wenn man den Schutzumschlag entfernt. Schön!
Der Roman ist gelungen. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, bis auch das letzte Geheimnis gelöst war.