Melodrama um Influencerin

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evaczyk Avatar

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Ursprünglich wollte Sarah ihr Fitness- und Ernährungsprogramm dokumentieren und teilen. Doch längst schon ist sie Influencerin mit Zehntausenden von Followern. Ihr Ehemann ist auch ihr Manager, und sie können ziemlich gut von Sarahs social Media-Aktivitäten leben: Ein großes Haus am Stadtrand, Sponsoren, Geschenke für product placement, und immer diese Woge von Zuspruch und Fanliebe.

Bis die Verehrung plötzlich ins Gegenteil umschlägt: Ein junges Mädchen, das mit offenbar niedrigem Selbstwertgefühl und Unzufriedenheit über sein Aussehen Sarah als Idol erkoren hatte, hat sich umgebracht. Ihre letzte Nachricht war eine verzweifelte Botschaft an Sarah, auf deren Antwort sie vergeblich gewartet hatte. Und plötzlich ist das Netz bereit, Sarah gnadenlos fertig zu machen, mit Hass und Häme zu überziehen. Plötzlich muss Sarah die Schattenseiten der Internet-Berühmtheit erfahren und feststellen, dass ihrer pubertierende Tochter die digitale Dauerpräsenz der Mutter schwer zu schaffen macht.

Sarah zieht die Reißleine, deaktiviert ihren Account. Doch dann erscheint ein neuer Account, der wirkt wie ein Ableger von Sarahs. In ihrem privaten Umfeld häufen sich Vorfälle, die darauf hinweisen, dass jemand sie beobachtet und ihr schaden will. Sarah versucht Detektivarbeit in eigener Sache und stellt fest, dass irgendjemand ihr sehr, sehr nahe ist und ihre lange versteckten Geheimnisse kennt.

"Die Influencerin" von Rebecca Russ ist ein Krimi aus der Welt des Internets, die für manche - ob Influencer oder Fans - realer zu sein scheint als das richtige Leben, ohne den Schein gefilterter und editierter Beiträge zu hinterfragen. Auch die Oberflächlichkeit dieses Lebens stellt die Autorin nicht wirklich in Frage.

Während Teile der Lösung der Fragen, auf die Sarah eine Antwort sucht, für mich relativ früh feststanden, gibt es doch die eine oder andere Überraschung im Plot des Romans. Allerdings geht es mitunter arg melodramatisch zu. Vielleicht ja auch an ein Zugeständnis an die vermutlich eher junge Zielgruppe des Romans, die der Influencer-Welt aufgeschlossen gegenübersteht und die Daueraufgeregtheit der digitalen Welt als völlig normal und okay empfindet.