Die Insel der besonderen Kinder

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
kathrineverdeen Avatar

Von

Ich erinnere mich noch ganz genau an die Geschichten, die mir meine Großmutter vor dem Schlafen erzählte. Sie waren so wunderschön und umhüllten mich wie eine warme Decke. Die Geschichten, die Jacob von seinem Großvater erzählt bekommt, sind ganz anders. Es sind Schauergeschichten über eine verzauberte Insel mit einem großen geheimnisvollen Haus, in dem außergewöhnliche Kinder mit besonderen Fähigkeiten wohnen. Es sind aber auch Geschichten von Monstern, die auf der Suche nach den besonderen Kindern sind. Jacob, der inzwischen zum Teenager herangewachsen ist, ist dieser Geschichten längst überdrüssig. Schon lange hat er den Glauben daran verloren, bis sein Großvater auf sehr mysteriöse Weise ums Leben kommt. Was, wenn alle Geschichten wahr sind?

Mit hohen Erwartungen begann ich, dieses Buch zu lesen und wurde überrascht. Ich war nicht vorbereitet auf eine so tiefgründige und ernste Geschichte. Ich hatte eine luftig leichte Erzählung aus zahlreichen Fantasy-Elementen erwartet, nicht dramatische Szenen aus der Zeit des 2. Weltkrieges.

Gleich zu Beginn fiel mir das absolut stimmige Gesamtkonzept auf. Ein wunderschönes Cover, die düstere Kapitelgestaltung und die zahlreichen außergewöhnlichen Fotos, die diesem Buch eine ganz besondere Stimmung verleihen. Diese Fotos ziehen die Leser magisch an, lenken ihn aber nicht von dem Geschehen ab. Es sei, wie bei mir der Fall gewesen ist, manch Neugieriger von den Bildern fasziniert war und mich vom Lesen abhielt. Nachdem ich in die Geschichte zurückkam, konnte ich nicht mehr von ihr lassen, denn diese entwickelt sich stätig. Auch der Leser wird oft durch ungewöhnliche Ereignisse überrascht und auf eine harte Probe gestellt. Nicht selten verschwimmen in der Handlung die Linien zwischen Fiction und Wirklichkeit. Oft zweifelte auch ich an den Erzählungen des Großvaters und war hin- und hergerissen. Genau das war für mich das Salz in der Suppe. Durch Riggs detaillierte Beschreibungen der einzelnen Szenen wurde es nie langweilig oder gar möglich dieses Buch aus der Hand zu legen. Aber nicht nur die Beschreibung der Szenen ist ihm gelungen, auch die Charaktere wurden perfekt gezeichnet, so dass ich als Leser das Gefühl hatte, sie würden förmlich dem Buch entspringen. Nach der letzten gelesenen Seite schließt man trotz des offenen Endes, zufrieden dieses kleine Kunstwerk.

Ransom Riggs hat mit „Die Insel der besonderen Kinder“ ein Jugendbuch geschrieben, das sich deutlich von anderen absetzt. Ein sehr gut arrangierter, spannender und gut durchdachter Plot, in Kombination mit außergewöhnlichen Fotografien und Charakteren, die der Geschichte eine düstere und mystische Stimmung verleihen. Ein Buch, in dem keinerlei Schwachstellen zu finden sind.

Anscheinend schreibt Ransom Riggs, wie man auf seiner Homepage - www.ransomriggs.com- lesen kann, aktuell an einer Fortsetzung dieser Geschichte.