Peculiar Children

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miss_cooper Avatar

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Als ich 6 Jahre alt war hatte ich diese Freundin, Jasmin.
Jasmins Vater, einer der wenigen Menschen die ich kenne aus dem permanent und auf die Natürlichste Weise die Geschichten nur so herausgesprudelt kommen und der anscheinend mit einer endlosen Fantasie gesegnet ist, erzählte uns oft fantastische Geschichten von Feen, Riesen und kleinen Wesen die vor Urzeiten in den umliegenden Wäldern meiner Heimat leben. Es waren lange keine so skurrilen und mysteriösen Geschichten wie Jacob der Protagonist aus Ransom Riggs „ Die Insel der besonderen Kinder“ sie von seinem Großvater erzählt bekommt, aber unglaublich genug um meine Fantasie über Jahre hinweg zu beflügeln. Und vielleicht auch der Grund warum ich heute immer noch diese märchenhaften Geschichten so sehr liebe.
Ich kenne also dieses Gefühl, das man als Kind verspürt wenn man diese Geschichten wie ein Schwamm aufsaugt und an jedes Wort glauben möchte. Aber gleichzeitig auch an das Gefühl, das entsteht wenn man älter wird und sich eingestehen muss das keine der Geschichten auch nur den leisesten Hauch von Wahrheit enthalten konnte.

So ergeht es auch Jacob, Jahrelang erzählt ihm sein Großvater von Monstern und einer Insel auf der er einst in einem Kinderheim zusammen mit magischen Kindern lebte. Kinder die schweben konnten, in derem Körper Bienen wohnten, oder die so stark waren das sie mühelos riesige Felsbrocken auf einem Arm balancieren konnten. Er erzählt ihm nicht nur diese Geschichten so lebhaft, sondern unterlegt sie auch mit alten Fotos dieser Kinder. Und Jacobs Kindlicher Verstand glaubt ihm jedes Wort.
Erst als Jacob älter wird beginnt er an den kuriosen Geschichten seines Großvaters zu Zweifeln und irgendwann sind sie für ihn nur noch die verrückten Hirngespinste eines Senilen alten Mannes.
Jacob ist 15 als er die grausam entstellte Leiche seines Großvaters findet und zum ersten mal eines der Monster sieht die sein Großvater ihm so genau beschrieben hatte.

„Ich starrte in Augen, die in dunkler Flüssigkeit schwammen, pechschwarze Hautfetzen hingen lose an der buckligen Gestalt, der Mund stand auf groteske weise offen, so dass sich ein Haufen langer, aalförmiger Zungen herausschlängeln konnten.“

Diese Erscheinung und die letzten merkwürdigen Worte des sterbenden Mannes in denen er Jacob auffordert „den Vogel auf der Insel zu finden“ bescheren ihm von nun an grauenhafte Alpträume.
Wochen später lässt ihn ein Ereignis zu dem Schluss gelangen das an den Geschichten vielleicht doch mehr dran sein könnte. Er findet einen Brief von der Leiterin des sagenumwobenen Kinderheims, der vor 15 Jahren von einer kleinen Walisischer Insel aus abgeschickt wurde.
Und er erkennt das es sie wirklich gibt, die Insel mit dem Waisenhaus. Jacob reist zusammen mit seinem Vater auf diese Insel um nach Antworten zu suchen.
Zunächst gibt es auf der Insel nichts was darauf hinweiset das die Geschichten die sich um die besondren Kinder ranken wahr sein könnten und Jacobs Wut auf die Lügengeschichten seines Großvaters wächst zunehmend, doch dann begegnet er ihnen und er erkennt das jedes Wort wahr gewesen ist.
Er freundet sich mit ihnen an und besonders die schöne Emma, ein Mädchen das aus dem Handgelenk Feuer entfachen kann, hat es ihm angetan. Es scheint als wäre er im Paradies gelandet, doch wo Licht ist gibt es auch Schatten und diese kommen in Form von Hollows, einigen Abtrünnigen einst besonderen Kindern deren Ziel es ist die noch lebenden Kinder aufzuspüren und zu töten. Und nur Jacob ist es möglich sie zu sehen.

Als ich zu lesen begann umwehte mich sofort diese düstere, mystische und gleichzeitig verträumt romantische Stimmung, die mir sogar stellenweise ein Prickeln auf der Haut bescherte.
Nicht nur durch die Ich Erzählform, sondern vor allem durch die echten Fotos die Ransom Riggs seinem Roman beigefügt hat - mitunter sind ein paar ziemlich bizarre Exemplare dabei, schafft er eine extreme Glaubwürdigkeit. Er kreiert Parallelen zur Weltgeschichte und Thematisiert unteranderem die Judenverolgung durch die Nationalsozialisten. Auch die besonderen Kinder werden aus fadenscheinigen Gründen von den Hollows verfolgt.
Seinen Protagonisten Jacob fand ich auf anhieb sympathisch, einen pubertierenden Teenager, der hin und wieder übellaunig daherkommt, andere Menschen gerne durch seinen beißenden Sarkasmus provoziert, aber auch liebenswürdig und emotional ist.
Doch leider hielt sich mein Euphorie nicht die ganze Zeit über, zum Ende hin nimmt der Roman zwar an fahrt auf, anfangs war er vielleicht doch an einigen Stellen etwas langatmig. Die Geschichte wird auch nicht unspannend, aber es entwickelt sich zu einem beliebigen Fantasy Roman.Die schaurige düstere Atmosphäre vom Anfang verschwindet.Die Dialoge wirken nur noch abgedroschen und einfallslos. Überhaupt hatte ich das Gefühl das Riggs nur Schnell zum Ziel gelangen wollte. Es ist zwar ein Fantasy Roman, nur sind einige Punkte in der Geschichte für mich einfach unlogisch und passen nicht zusammen - Warum sieht man zum Beispiel das Blut eines unsichtbaren Jungen?
Sagen wir so, es ist nicht so ganz das was ich als Abschluss erwartet habe. Ich hatte mir einfach mehr erhofft.
Dennoch ist es ein mitreißender ideenreicher Fantasy Roman mit einem Großartigem Anfang einem Spannendem Mittelteil und einem für meine Begriffe zu Hölzernen Ende. Nichtsdestotrotz werde ich mir den zweiten Band nicht entgehen lassen.