Originell und enttäuschend

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tokall Avatar

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Nein, dieses Buch war leider überhaupt nicht mein Fall. Schade, schade. Und das, obwohl der Auftakt vielversprechend und ungewöhnlich war. Die Idee eines Erzählers, der zugleich auch handelnde Figur ist, sich direkt an die Leser:innen wendet und das Geschehen kommentiert, fand ich zunächst interessant. Es stellte sich im weiteren Handlungsverlauf dann aber leider heraus, dass die Verwendung einer solchen Erzählerinstanz verhindert, dass überhaupt Spannung entsteht. Zu geschwätzig und omnipräsent kommt der Erzähler daher, er mischt sich in meinen Augen viel zu viel ein. Ich hätte ihm am liebsten zugerufen: „Komm doch endlich auf den Punkt!“ Irgendwann war ich tatsächlich nur noch davon genervt. Das einzige, was mir noch gefallen hat, war die Metaebene zum Schreiben, die der Erzähler eröffnet hat. Als Dramatiker kennt er sich in diesem Bereich nämlich aus, meint er zumindest…

Die Erzählweise ist also sicherlich mal etwas anderes, sicherlich wird sie ihre Fans finden. Für mich war es, wie gesagt, (leider) nicht das Richtige. Die Distanz zu den Figuren wurde mir dadurch auch viel zu groß, weil über sie nur berichtet wird, vermittelt durch eine andere Instanz. Gleichzeitig überschattet der charmante und selbstgefällige Erzähler mit seiner Präsenz alle anderen Figuren, drängt sie förmlich an den Rand. Dadurch verlieren sie an Reiz und an Zugkraft. Und es kommt hinzu, dass die Spannung gänzlich verloren geht. An keiner einzigen Stelle bin ich vom Geschehen gepackt worden. So etwas darf in einem „Thriller“ in meinen Augen einfach nicht passieren, sonst ist es für mich kein Thriller.

Leider kann „Die Insel des Zorns“ nicht mit dem Erfolg von „Die stumme Patientin“ mithalten, das ich auch vor kurzem gelesen habe und das mir gut gefallen hat (vgl. eine frühere Rezension). Ich rate von der Lektüre ab und komme auf 2 Sterne, weil die Idee mit dem Erzähler zunächst originell auf mich wirkte. Vom Autor würde ich mir wünschen, dass er beim nächsten Thriller wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt und einen stärker psychologisch ausgerichteten Plot entwickelt. Er hat mit seinem Debut ja bewiesen, dass es ihm gelingt, ein solches Setting zu kreieren. Mein Wunsch: Zurück zum Psychologisch-Psychiatrisch-Therapeutischen!