Präludium

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Es handelt sich hier um den Auftakt einer Familiensaga, die in England unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beginnt. Die Familie Cazalet hat durch Holzwirtschaft genügend Geld verdient, um ein Leben zwischen London und dem Herrenhaus im Sussex zu führen. In Sussex verbringt die Familie traditionell die Sommermonate, drei Generationen unter einem Dach.

Die Figurenzeichnung der vor einiger Zeit verstorbenen Autorin ist so fein, dass man sich wünscht, mancher heutige Autor möge sich davon ein paar Scheiben abschneiden. Man hat das Gefühl, direkt in das Innere der Protagonisten blicken zu können. Im Gegensatz zu der eher ruhigen, getragenen Handlung erfolgt der Perspektivwechsel äußert schnell.

Im Mittelpunkt stehen die drei erwachsenen Cazalet-Söhne Edward, Hugh und Rupert, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Edward hat hinter dem Rücken seiner Frau immer wieder Affären, während Hugh noch immer unter den körperlichen und seelischen Verletzungen, die er im Ersten Weltkrieg erlitten hat, leidet. Der jüngste Sohn Rupert arbeitet als einziger nicht in der Firma der Famile, sondern ist Kunsterzieher, während er von einem Leben als Maler träumt. Früh verwitwet, ist er in zweiter Ehe mit der viel jüngeren Zoe verheiratet, für die nichts als ihre Schöhnheit zu sprechen scheint.

Sehr interessante Charaktere haben auch Edwards und Hughs Ehefrauen sowie alle Kinder aus diesen drei Ehen zu bieten, und ich bin wirklich gespannt, wie sie sich weiter entwickeln werden.

Der Roman bietet einen äußerst interessanten Einblick in die damalige, in Konventionen und einem antiquierten Frauenbild gefangene Zeit und hat mich stets gefesselt. Themen wie gleichgeschlechtliche Liebe oder Kindesmissbrauch werden auf äußerst dezente Weise thematisiert. Dass die Autorin sich soviel Zeit nimmt, ihre zahlreichen Figuren gebührend einzuführen, wird die Geduld manchen Lesers vielleicht überfordern. Mich dagegen hat sie wirklich neugierig gemacht, wie es mit den vielschichtigen Cazalets weitergehen wird. Da im nächsten Teil der Zweite Weltkrieg folgt, mache ich mir um sie etwas Sorgen. Schließlich sind sie mir im Laufe des Romans ans Herz gewachsen.