Sommerjahre

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bavaria123 Avatar

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Die Geschichte
Fernab von den Sorgen des Alltags verbringt die privilegierte Familie Cazalet die Sommer auf einem Landsitz in Sussex. Es sind die Tage der ausgelassenen Spiele der Kinder, der großen Essen im Familienkreis und der idyllischen Strandspaziergänge. Unvergesslich einerseits und unwiederbringlich andererseits- denn schon bald betrübt sich das Bild: Europa steht vor dem großen Krieg.
Drei Generationen der Cazalet-Familie und das verwirrende Spiel ihrer Beziehungen: Edward, der seine Frau Viola betrügt; Rupert, der sein Talent als Maler vernachlässigt; Hugh, den ein Kriegstrauma quält; Rachel, die eine heimliche Liebesbeziehung zu einer Freundin der Familie unterhält ...

Meine Meinung
Das Cover für sich allein finde ich gelungen. Zu Teilen der Geschichte passt es auch. Aber für das gesamte Buch betrachtet ist es vielleicht doch ein wenig zu bunt und fröhlich. Aber es passt dann doch auch zum jetzigen Titel und so will ich damit gar nicht lange ins Gericht ziehen.
Besser als "Die Jahre der Leichtigkeit" gefällt mir aber der erste deutsche Titel, den dieses Buch in den 1990er Jahren bekommen hatte: "Sommerjahre".
Warum wurde das Werk überhaupt neu verlegt? Nun, zum einen wurde es neu übersetzt und zum anderen hat die Autorin im Jahr 2013 einen weiteren Band zu dem bis dato vierbändigen Werk hinzugefügt und der wurde biser noch nicht übersetzt. So werden alle nun 5 Bände neu aufgelegt.

Da man zu Beginn des Buches mit sehr vielen Persönlichkeiten in Kontakt tritt, gefällt es mir ausgesprochen gut, dass am Anfang des Buches ein Stammbaum und eine Auflistung der Familienmitglieder der Cazalets mit ihrem Personal zu finden ist. Ich muss zugeben, dass ich dahin des Öfteren geblättert habe, um die Damen und Herren gedanklich eingliedern zu können.

Das Buch ist in zwei große Abschnitte eingeteilt, wovon der eine im Jahr 1937 und der andere im Jahr 1938 spielt. Zudem gibt es viele kurze Abschnitte, was das Lesen erleichtert.

Die Vielzahl der Charaktere werden besonders bildlich und zumeist mit Tiefgang geschildert. Dadurch meint man, die Personen wirklich schon länger zu kennen und kann mit ihnen leiden oder sich freuen.
Die Personen sind extrem unterschiedlich, was die Geschichte besonders spannend macht.
Wenn auch die gut situierte Familie im Vordergrund steht, so ist doch auch auf die Sichtweise der ärmeren Bevölkerung eingegangen worden. So erlebt man als Leser die alltäglichen Probleme der ausgehenden 1930er Jahren in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Wobei es nicht zum Geschichts- oder Sozialkundeunterricht ausufert.
Aber nicht nur durch die verschiedenen sozialen Schichten, auch durch die unterschiedlichen Generationen wird der Blick auf das, was der Welt durch das Regime Hitlers bevorsteht, sehr facettenreich. Interessant ist in dem Zusammenhang auch das deutsche Dienstmädchen Inge.
Ich fand es zudem außerordentlich aufschlussreich aufgezeigt zu bekommen, wie in einem solch großen Sommersitz die Planung für den Haushalt vor sich geht.

An zwei Stellen ist mir ein kleiner Lapsus aufgefallen, der nicht so ganz logisch ist, aber das tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch.

Immer wieder bekommt man auch Gedankenanstösse, die mir gefallen und die bemerkenswert sind. Beispielsweise auf Seite 321, wenn von den Sorgen anderer Menschen die Rede ist. Die Sorgen anderer Menschen scheinen einem selbst oft nicht allzu schlimm vor zu kommen, weil man sich einfach nicht in die Welt des anderen hineinversetzen kann oder will.

Manchmal hat das Buch durch die aufwendigen Schilderungen kleine Längen und demgegenüber ist der Schluss arg abrupt, aber alles in allem finde ich die Geschichte interessant zu lesen und sie macht Lust auf den nächsten Band "Die Zeit des Wartens", der im November 2018 erscheinen soll.