Gut geschrieben, aber etwas langatmig

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rebekka Avatar

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Eins muss man Adam Blake lassen: Wer immer sich hinter dem Pseudonym versteckt, er kann schreiben! Flüssig, schnörkellos , verständlich, spannend. Seine phantastische Geschichte fesselt von der ersten Seite an, hält den Leser bei der Stange, macht neugierig auf mehr.

Allerdings nur bis zum ersten Drittel. Dass er sich bei der Einführung der handelnden Personen Zeit läßt, sie geruhsam, dabei aber immer interessant bei ihren unterschiedlichen Tätigkeiten portraitiert, ist in Ordnung. Aber wenn der Leser kapiert hat, worum es geht, dann will er auch mal Fortschritte sehen - und die lassen ab Mitte des Buchs auf sich warten. Bis die drei Handlungssträge vereint sind, ist man schon auf Seite 396 von 622 Seiten, und dann weiß man immer noch nicht, wer die Übeltäter sind und warum sie bedenkenlos morden.

Zäh geht es auch danach weiter. Gespräche werden endlos in die Länge gezogen, bis sich endlich ein Quäntchen Erkenntnis herausschält. Ausführliche Beschreibungen von Örtlichkeiten und Landschaften wechseln ab mit wissenschaftlichen Vorträgen über Codes oder christliche Sekten, und nur gelegentlich blitzt ein wenig Action auf. Während der Leser ungeduldig auf nähere Informationen über die im Klappentext angekündigte obskure Sekte wartet oder wenigstens wissen will, warum die Opfer eines Flugzeugsabsturzes auch weiterhin bei ihren Verwandten erscheinen, plätschert die Handlung nur langsam dahin. Selbst der Showdown ist schrecklich in die Länge gezogen. Dafür hat der Schluss noch mal eine überraschende Wendung parat, die den mitfühlenden Leser heftig schlucken lässt.

Alles in allem ist "Die Judas-Verschwörung" ein interessantes Buch und besser als viele schnell runtergeschriebene Machwerke, die sich an Dan Brown und seine Romane anhängen wollten. Die Grundidee ist originell, der Trick mit den drei Handlungssträngen läßt Spannung aufkommen und mit den Protagonisten kann man sich gut identifizieren. Ein paar Seiten weniger, und es wäre ein hervorragender Thriller geworden.