Gefangen in der Tiefe

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Will Deans "Die Kammer" spielt in der ungewöhnlichen und gefährlichen Arbeitswelt des Sättigungstauchens. Die Protagonistin Ellen Brooke begibt sich mit fünf Kollegen in eine Druckkammer auf dem Meeresboden. Nach einem ersten Todesfall wird diese ohnehin schon hochriskante Umgebung zur tödlichen Falle. Während sich die Lage zuspitzt, verstärken sich Isolation, Misstrauen und psychischer Druck.

Dean erzählt in ruhigem und nüchternem Ton aus Ellens Perspektive. Der Stil ist präzise mit gelegentlichen Wiederholungen. Viele technische Details vermitteln Authentizität, wirken zu Beginn jedoch etwas zäh. Die Spannung entwickelt sich langsam, nimmt ab der Mitte des Buchs aber deutlich Fahrt auf.

Ellen wird glaubwürdig und vielschichtig dargestellt, insbesondere in ihrem inneren Konflikt zwischen Beruf und Mutterrolle. Sie hat eine kontrollierte, fast unterkühlte Art. Die übrigen Figuren bleiben dagegen eher skizzenhaft, wodurch das Potenzial der Gruppendynamik nicht ganz ausgenutzt wird.

Insgesamt ist "Die Kammer" vor allem ein lehrreicher Ausflug in ein unbekanntes Berufsfeld mit einem gelungenen Thriller. Die Stärken des Romans sind die dichte Atmosphäre, das originelle Umfeld und eine überraschende Wendung im Mittelteil. Schwächen liegen im etwas zähen Einstieg, der punktuell holprigen Spannungskurve und dem Schluss, der nicht vollständig überzeugt.