Tiefseetauchen mit Gänsehaut-Garantie

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Will Dean, ein britischer Thriller-Autor, zog nach seinem Studium an der London School of Economics nach Schweden und lebt dort mit seiner Familie in einem abgelegenen Holzhaus. Seine Bücher sind im englischsprachigen Raum sehr erfolgreich, und mit Die Kammer liegt nun erstmals eines seiner Standalone-Thriller in deutscher Übersetzung vor.

Worum geht's genau?

Sechs erfahrene Taucher:innen – fünf Männer und eine Frau – verbringen mehrere Tage in einer Druckkammer, bevor sie zu ihrem Tiefsee-Einsatz aufbrechen. Ein Routinevorgang, bis plötzlich ein Mord geschieht. Die Gruppe gerät in Panik: Die Kammer ist versiegelt, niemand kann fliehen. Nach und nach sterben weitere Insassen, während die Überlebenden in einem Strudel aus Paranoia und Angst gefangen sind. Steckt einer von ihnen hinter den Morden? Oder gibt es eine äußere Bedrohung? Das Buch entwickelt sich zu einem nervenaufreibenden Psychothriller, bei dem es ums Überleben geht.

Meine Meinung

Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar angefordert, weil mich der Klappentext sofort angesprochen hat – und wurde nicht enttäuscht. Der Thriller hat mich direkt in seinen Bann gezogen, und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Spannung ist durchweg hoch, es gibt kaum Verschnaufpausen, und das beklemmende Setting in der Kammer verstärkt das unbehagliche Gefühl beim Lesen. Man kann förmlich spüren, wie die Luft knapp wird und die Nerven der Figuren bis zum Zerreißen gespannt sind.

Besonders gut gelungen ist die Darstellung des Tiefseetauchens. Man erfährt viele spannende Details über Druckkammern, Tauchtechniken und die psychischen Belastungen, die mit solchen Extremsituationen einhergehen. Dadurch wirkt die Geschichte sehr realistisch. Ich fand es auch bemerkenswert, dass Will Dean als männlicher Autor eine weibliche Hauptfigur gewählt hat – und das für meinen Geschmack sehr überzeugend. Sogar frauenspezifische Themen wie Menstruation und deren Auswirkungen beim Tauchen werden aufgegriffen, was in Thrillern nicht gerade alltäglich ist.

Inhaltlich ist "Die Kammer" für mich eher ein Psychothriller als ein klassischer Thriller. Der ständige Verdacht, dass jede:r der Mörder:in sein könnte, hat mich immer wieder zum Miträtseln gebracht. Ich fand es faszinierend, wie die Gruppendynamik sich verändert, das Misstrauen wächst und die Protagonist:innen an ihre psychischen Grenzen stoßen. Wer Thriller mit einem Whodunit-Element mag, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.

Allerdings gab es auch ein paar kleine Kritikpunkte: Zum einen hätte das Buch ruhig 50 Seiten kürzer sein können, da einige Szenen sich leicht wiederholen. Zum anderen war ich mit der Auflösung nicht ganz zufrieden – das Ende bleibt relativ offen, was sicher Geschmackssache ist, mir aber nicht ganz gefallen hat. Außerdem sind mir einige Wortfehler im E-Book aufgefallen, was jedoch eher ein technisches Problem sein könnte.

Ein weiterer Punkt ist das Gendern: Im Roman selbst wird es nicht verwendet, aber im Nachwort zeigt sich, dass sich der Autor bewusst ist, wie wichtig eine inklusive Sprache ist. Das macht es für mich akzeptabel. Besonders schön fand ich seinen persönlichen Dank ganz am Anfang, in dem er Buchhändler:innen und Tiefseetaucher:innen als „Rockstars“ bezeichnet – eine nette Geste, die mir den Autor sympathisch gemacht hat.

Fazit

Ein fesselnder, atmosphärischer Psychothriller, der mit seinem beengenden Setting und starken Charakteren punktet. Das Gefühl der Isolation und Paranoia ist meisterhaft eingefangen, und die Geschichte bleibt bis zur letzten Seite spannend. Kleine Abzüge gibt es für das offene Ende und einigen überflüssigen Wiederholungen, aber insgesamt ist "Die Kammer" ein absolut lesenswerter Thriller. 4,5 von 5 Sternen.