Under pressure

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simonef Avatar

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„Die Kammer“ wartet mit einem interessanten Setting auf: Fünf Sättigungstaucher und eine Sättigungstaucherin sind auf einem Tauchschiff in einer hyperbaren Tauchkammer eingeschlossen, um während ihres Arbeitseinsatzes in den Tiefen der Nordsee unter konstanten Druckverhältnissen zu leben. Eines Tages liegt einer der Taucher leblos in seiner Koje. Alle Taucher waren vor ihrer Mission kerngesund – woran ist der Kollege gestorben? Die Situation ist für alle fünf belastend, zumal der Leichnam nicht einfach durch eine Luke nach draußen geschafft werden kann, da die Kammer auf die Druckverhältnisse 100 Meter unter der Meeresoberfläche eingestellt ist und eine Dekompression mehrere Tage dauert. Es bleibt nicht bei einem Todesfall, und die Nerven der Überlebenden liegen zunehmend blank…

Das Grundprinzip – eine Gruppe von Menschen ist abgeschlossen von der Außenwelt, und es kommt zu einem ungeklärten Todesfall – ist nicht neu, doch die Idee, das Ganze in eine Druckkammer zu verlegen, fand ich sehr spannend. Ich habe mich bisher noch nie mit Sättigungstauchen beschäftigt und konnte so einen interessanten Einblick in diese herausfordernde Tätigkeit bekommen. Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang das Glossar am Ende des Buches. Ich hätte es toll gefunden, wenn der Autor in einem Nachwort näher auf seine Recherchen zum Sättigungstauchen eingegangen wäre, um beurteilen zu können, wie realistisch die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in der Druckkammer beschrieben wurden.

Die Geschichte wird aus Sicht der Sättigungstaucherin Ellen Brooke erzählt und bleibt bis zum Schluss hochspannend. Allerdings bin ich mit dem Schluss nicht ganz glücklich, da bleiben für mich ein paar Ungereimtheiten zurück.
Sprachlich ist der Thriller eher einfach gehalten. Der Schreibstil ist nüchtern und direkt, passend zu den hartgesottenen Figuren, die als Sättigungstaucher mental und körperlich belastbar sein müssen und alle auf eine lange Karriere mit teils harten und psychisch belastenden Einsätzen zurückblicken. Etwas unnötig und nervig fand ich die vielen Wiederholungen, etwa zur Hygiene in der Druckkammer. Auch wenn ich mit der Ich-Erzählerin mitfieberte und mitfühlte, blieb ich doch zu den Figuren insgesamt auf Distanz, wahrscheinlich, weil ich mit den eher rauen Charaktere nicht so richtig warm wurde.

Insgesamt ein spannender Thriller, der vor allem durch seinen ausgefallenen Schauplatz besticht.