Wie von Astrid Lindgren inspiriert

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Die Schwestern der Familie Karlsson, Ulla, Molly, Ellen und Frieda leben in ganz Europa verstreut. Frieda, die Künstlerin hat als einzige keine Kinder und daher Zeit die Söhne und Töchter ihrer Schwestern für den Sommer aufzunehmen. Julia, die zwölfjährige Tochter von Ulla ist entsetzt. Ihr ist der letzte Aufenthalt bei ihrer "verrückten" Tante noch in denkbar schlechter Erinnerung. Außerdem hat sie keine Lust wochenlang auf ihre kleine Schwester aufzupassen. Auch das ihre Cousins George und Alex mit von der Partie sein sollen, stimmt sie nicht fröhlicher. George kennt sie nur als stummen Jungen, der vor Aufregung gerne mit den Ohren wackelt und von Alex weiß sie nichts, außer dass er für einen siebenjährigen recht gut kochen soll. "Das kann ja ein lustiger Sommer werden, dachte Julia. Und das wurde es wirklich!"

Die beiden letzten Sätze aus dem ersten Kapitel nehmen vorweg, was kommt. Die erste Begegnung ist vielversprechend. George ist keineswegs stumm, sondern entpuppt sich als junger britischer Gentleman mit Sinn für Humor und einer leicht ironischen Ader. Alex ist ein munterer zwölfjähriger der, ganz der Sohn eines französischen Kochs, die kulinarische Versorgung in die Hand nimmt. Und Tante Frieda macht, was alle “guten” Erwachsenen in einem Kinderbuch machen: sie lässt den vieren ihre Freiheit.

Diese Freiheit ist beim Lesen förmlich zu spüren. Auf der Insel ohne fließendes Wasser, Tiefkühltruhe, Fernsehen und Computer lernen sie schnell das Beste aus dem zu machen was sie umgibt. “Von jetzt an habt ihr Sommerferien, in denen jeder tun und lassen kann, was er will! Und hier auf der Insel gibt es jede Menge zu tun. Schwimmen, Spiele spielen, auf Bäume klettern und faul in der Sonne liegen, mit dem Boot aufs Meer rudern. Nur eins muss euch klar sein, dass ich nicht die Ferienmama bin, die alles für euch organisiert.” Diese Worte ihrer Tante sind für die Kinder der Startschuss zu einer herrlichen Zeit. “Von da an machten sie sich Gedanken darüber , was sie am liebsten tun wollten.” Und tun es dann einfach!

Julia beschließt die gut gefüllten Bücherregale ihrer Tante zu plündern, Alex will seine eigenen Rezepte ausprobieren ohne das ihm seine Eltern reinreden, Hummel entdeckt den Garten und die Tiere der Insel für sich und George hat ein geheimes Hobby mit auf die Insel gebracht, von dem noch niemand etwas wissen soll. Dieser allumfassenden Idylle setzt Mazetti zwei spannende Kontrapunkte gegenüber. Tante Friedas Kunstwerke werden von einer dreisten Bande gefälscht und in Umlauf gebracht. Sie muss daher nach Stockholm reisen um der Sache, die ihren Lebensunterhalt gefährdet, Einhalt zu gebieten. Die Kinder bleiben derweil alleine auf der Insel. Dort gehen unterdessen mysteriöse Dinge vor. Einiges deutet darauf hin, dass sich noch jemand auf der Insel befindet, der dort nicht hin gehört.

“Spukgestalten und Spione” ist denn auch der Untertitel dieses ersten Bandes der Kinderbuchreihe. In Schweden sind die Abenteuer der Karlsson Kinder bereits Bestseller und auch in Deutschland werden Band 2 und 3 demnächst erscheinen, was ich nach der Lektüre nur begrüßen kann. Katarina Mazettis “Die Karlsson Kinder” lesen sich wunderbar leicht und unbeschwert. Ich habe mich beim Lesen an eines meiner Lieblingsbücher von Astrid Lindgren erinnert: Ferien auf Saltkrokan”.

In diesem (leider) weniger bekannten Kinderbuch der großen schwedischen Autorin, verbringt der Witwer Melcher Melchersson, ein ebenso liebenswerter wie erfolgloser Schriftsteller, mit seinen vier Kindern die Sommerferien auf einer entlegenen schwedischen Schäreninsel. Dort freundet sich die Stockholmer Familie mit den Einheimischen an und der endlose schwedische Sommer birgt für alle (vor allem für die Leser, große wie kleine) herrliche Erlebnisse und jede Menge Abenteuer. "Die Karlsson Kinder" scheinen davon inspiriert und man kann sie Kindern ab 10 Jahren und deren Eltern als Lektüre nur wärmstens an Herz legen.