Estella, eine Näherin in Paris und New York der 40er Jahre, lebt ihren großen Traum

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evelynm Avatar

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„Die Kleider der Frauen“ erzählt von der jungen, ehrgeizigen Näherin Estella, die in den 40er Jahren in Paris ihren Traum von einer eigenen Kollektion verfolgt. Es ist aber auch die Geschichte ihrer Enkelin Fabienne, die 2015 das Leben ihrer berühmten Großmutter erforscht und dabei ihrer eigentlichen Leidenschaft auf die Spur kommt.
Das Cover suggeriert die Pariser Lebensfreude und Leichtigkeit, was im Gegensatz zum Jahr 1940 steht und dennoch so gut zu Estellas Geschichte passt.
Auch wenn die beiden Frauen etliche Jahrzehnte trennen, so ist ihre Liebe zur Mode und zu tragbaren Kleidern für Frauen ein starkes Band, das sie miteinander verbindet und durchs Leben trägt.
Estellas Mutter Jeanne führt ein Doppelleben zwischen dem Nähen von Frauenkleidern, das gleichzeitig ihr Überleben und das ihrer Tochter sichert und dem Widerstand gegen die näher rückende Naziherrschaft. Mutter und Tochter bilden eine eingeschworene Gemeinschaft und trotz ihres großen Talents, verdient Estella Geld durch das Kopieren von Schnitten namhafter Designer. Doch sie träumt von einem eigenen Modeatelier und Kleidern, die das gewisse Etwas und ihre ganz persönliche Note tragen.
Vorausschauend schickt Jeanne ihre Tochter nach New York, nicht nur um dem Feind zu entgehen, sondern auch, um Estellas ehrgeizige Pläne voranzubringen. Estella findet in New York schnell zwei gute Freunde, Sam und Janie, die ihre Liebe zu Mode aus unterschiedlicher Sicht teilen. Doch sie begegnet auch dem geheimnisvollen Alex, der ihre Pläne zu durchkreuzen und sie und ihr Herz in Gefahr zu bringen droht.
2015:
Fabienne bekommt eine Anstellung als Kuratorin in einem Museum zur Geschichte der Mode. Ihr großer Traum scheint in Erfüllung zu gehen und dann trifft sie Will und seine kranke Schwester Melissa. Als ihre Großmutter Estella mehr und mehr dem Ende ihres Lebens entgegengeht, stößt Fabienne auf alte Geheimnisse aus deren Leben. Die vielen offenen Fragen zum Leben von Estella beherrschen zusehend ihr Leben und stellen ihre eigenen Wünsche in ein anderes Licht.
Das Augenmerk der Geschichte liegt auf Estella, ihrer Leidenschaft für Mode und Stoffe, ihrem Blick für Details und ihr anpackendes und liebenswertes Wesen. Der zweite Handlungsstrang über Fabienne, ihre Enkelin, droht manchmal unterzugehen. Doch ich fand ihre Geschichte ebenfalls sehr schön geschrieben und sie bildet letztlich eine Einheit mit Estellas Leben. Die Verbindung dieser beiden starken und authentischen Frauen ist in jeder Zeile zu spüren. Ihre Charaktere und ihr Leben werden von der Autorin mit Fingerspitzengefühl und Liebe beschrieben. Auch die historischen Ereignisse fügen sich gut in den Roman ein. Die Liebesgeschichten von Estella und Fabienne sind nicht raumfüllend, so dass ich stets den Werdegang von „Stella Design“ im Auge behalten konnte. Fabienne ist nicht weniger begabt als ihre Großmutter, jedoch schüchterner und nicht so von ihrem eigenen Talent überzeugt. Stets ist da ihre Angst, gegenüber dem enormen Talent ihrer Großmutter nicht bestehen zu können.
Natasha Lester ließ mich in die Welt der Mode und die Metropolen Paris und New York eintauchen. Mich hat Estellas Geschichte berührt und wunderbar unterhalten. Deshalb vergebe ich gerne 4 Sterne.