Historischer Roman über Mode, Liebe und Krieg

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hellga Avatar

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Es geht um die Geschichte zweier Frauen die miteinander verwandt sind. Estella, die in Paris in den 40ern lebt und Fabienne, zwei Generationen später in Australien/USA. Und es geht um die Lieben ihres Lebens, ihre Seelenverwandten und die Mode.
Estella wird mit der Mode groß, flieht aufgrund des Krieges und versucht ihr Lebensziel zu verwirklichen, Kleider zu designen und die Menschen damit zu begeistern. Auf dem Weg dorthin knüpft sie Freundschaften, die sie ihr ganzes Leben lang begeistern werden. Und sie verliebt sich, doch das Leben ist hart und die Umstände nicht einfach. Ihre Familiengeschichte birgt außerdem ein unangenehmes Geheimnis, dass sie komplett aus der Bahn wirft.

Fabienne, ihre Enkelin liebt ihre Großmutter über alles. Estella wurde berühmt mit ihrem Label Stella Designs, aber mit über 90 Jahren naht langsam der Abschied. Wird Fabienne in ihre Fußstapfen treten, was sie nie wollte weil sie es sich nicht zutraut? Und dann ist da noch dieser Mann, der mit seiner krebskranken Schwester reist um die Welt reist solange sie noch kann und der ihren Atem stocken lässt. Fabienne gerät die Geburtsurkunde ihres Vaters Xander in die Hände. Und genau hier stimmt etwas nicht, das Rätsel will gelöst werden.

Ich hatte Startschwierigkeiten mit dem Inhalt der Geschichte. Der Schreibstil ist wunderbar und flüssig, sodass die Seiten nur so vorüberfliegen. Jedoch war mir stellenweise zuviel Liebesroman im Plot, was bei dem ernsten Rahmenthema des Krieges und der Misshandlung von Frauen irgendwie deplaziert und überzogen wirkt. Auch wirkten viele "Zufälle" zu konstruiert, und Figuren, die erst unglaublich hart beschrieben wurden, wurden in den Liebesgeschichten komplett weich gespült, für mich nicht ganz stimmig.
Ich fand es hingegen schön, eine andere Perspektive für die Welt der Mode einnehmen zu können. Vieles war mir unbekannt und ich hatte oft auch aus Mangel an Wissen kein konkretes Bild vor Augen, jedoch habe ich einen anderen Blickwinkel bekommen dafür, was es früher einmal hieß "mit den Händen etwas zu schaffen". Man bekommt regelrecht Lust, den Kleiderschrank komplett zu leeren, und mit nur wenigen, eleganten Teilen zu bestücken. Außerdem wird einem aufgezeigt, dass es in vergangenen Zeiten und auch heute nicht selbstverständlich ist, jemanden zu haben den man liebt, und dass man es daher zu schätzen wissen und dafür kämpfen muss. Das wird heutzutage in unserer "Wegwerfgesellschaft" leider zu oft vergessen...
Insgesamt war es spannend zu lesen und nach Abzug der Kritikpunkte eine schöne Geschichte.