Ein leichter Roman um vier Frauen in schweren Zeiten, der die Entbehrungen des Krieges eindrucksvoll mitfühlen lässt.

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rohana Avatar

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‚Die Köchinnen von Fenley‘ haben mich schon auf der ersten Seite eingefangen: Das Buch beginnt mit der wöchentlichen Essensration eines Erwachsenen in Kriegszeiten, im Layout eines Kochrezepts. Das ist schon eindrucksvoll, mit was man damals auskommen musste!

In den ersten Kapiteln lernen wir nacheinander die vier weiblichen Hauptfiguren des Buches kennen: Audrey, eine junge Witwe mit 3 Söhnen, die sich abrackern muss, um ihre Kinder durch die schwere Zeit zu bekommen. Ihre Schwester, Lady Gwendolin, die reich geheiratet hat, aber mit ihrem Leben offenbar nicht wirklich glücklich ist. Im Gegensatz zu ihrer Schwester ist Gwendolin nicht so auf den ersten Blick liebenswert. Die dritte im Bunde ist Nell Brown, ein sehr schüchternes Küchenmädchen aus dem Haushalt der Lady. Zelda Dupont, eine Profiköchin aus London, die durch die Bombardements der Hauptstadt ihre Arbeit dort verloren hat und nun in einer Fabrik als Kantinenköchin untergekommen ist, macht die Runde komplett.
Vier Frauen, vier verschiedene Perspektiven, vier verschiedene Charaktere. Jennifer Ryan hat es damit hervorragend geschafft, dem Leser zu zeigen, wie der Krieg wirklich alle Menschen, egal welcher Schicht, getroffen und ihr Leben auf den Kopf gestellt hat. Nein, sie sind nicht alle gleich sympathisch. Erst im Verlauf der Geschichte, wenn man sie näher kennenlernt, in Rückblicken auch ein wenig mehr über sie erfährt, gewinnt man sie irgendwie alle lieb.

Durch den Alltag der Frauen, durch ihre Erlebnisse, kann man die Schrecken und Schwierigkeiten des Lebens in Kriegszeiten gut nachempfinden.
Der Kochwettbewerb, der von einer Radiosendung ausgelobt wird, um den Leuten ein wenig Zerstreuung zu bieten, wäre für jede der vier Frauen ein Ausweg aus ihren jeweiligen Problemen. Und so entspinnt sich ein engagiert geführter Wettkampf zwischen ihnen. Dass sie parallel dazu privat immer enger miteinander in Verbindung stehen, macht die Sache nur noch spannender für uns Leser, auch wenn die ein oder andere Verwicklung doch leicht vorhersehbar ist.

Die Autorin versteht es, nicht nur die vier Protagonistinnen, sondern auch die Nebenfiguren lebendig zu zeichnen. So kann man in dies Buch wunderbar eintauchen, mitfiebern, mitleiden und sich mitfreuen. Trotz der schweren Zeiten, zu denen der Roman spielt, ist es eher als leichte Lektüre geschrieben. Da sollte man als Leser keine falschen Erwartungen haben.

Ein ganz tolles Extra sind die Kochrezepte, die den Abschluss vieler Kapitel bilden. Hier wird deutlich was es bedeutet, in so einer Mangelsituation zu kochen, seine Familie trotz der Entbehrungen mit nahrhaftem und (einigermaßen) schmackhaftem Essen zu versorgen. Da sind Einfallsreichtum, Kreativität und Organisationstalent gefragt.
Zudem hat die Autorin in einem kurzen Anhang einiges zum historischen Hintergrund, zu ihren Recherchen zusammengefasst.


Fazit:
‚Die Köchinnen von Fenley‘ entführen uns in das vom zweiten Weltkrieg gebeutelte England des Jahres 1942. Lebendige und liebenswerte Figuren, eine spannende Geschichte, die einem facettenreiche Einblicke in das damalige Leben bietet, garniert mit Kochrezepten zum Staunen und Nachkochen und gewürzt mit einer kleinen Romanze – was will man mehr als Leser?! Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gern weiter.