Hausmannskost

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kkruse Avatar

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In "Die Köchinnen von Fenley" war für mich eher solide Hausmannskost als ein literarischer Leckerbissen. Ich hatte mir von der Geschichte rund um die vier Frauen, die an einem Kochwettbewerb im Zweiten Weltkrieg teilnehmen, etwas mehr versprochen. Zwar ist der Schreibstil der Autorin gut verständlich und das Buch liest sich flüssig, doch im Großen und Ganzen hatten sowohl die Handlung als auch die Darstellung der Charaktere etwas zu wenig Tiefe für mich. Gerade weil der Roman auf historischen Tatsachen beruht hätte ich mir hier mehr kritische Reflexion im Hinblick auf die sozialen und geschichtlichen Themen gewünscht.

Aber zunächst noch ein paar Worte zur Handlung: Aufgrund der Lebensmittelrationierung im Zweiten Weltkrieg sendet die BBC die Radiosendung "The Kitchen Front", um den Hausfrauen Tipps zum Kochen mit den begrenzten Lebensmitteln zu geben und die allgemeine Moral zu heben. Nun soll eine weibliche Co-Moderatorin gefunden werden, wozu ein Kochwettbewerb ausgerufen wird. Vier sehr unterschiedliche Frauen nehmen daran aus ihren eigenen, persönlichen Gründen teil. Dieser Kochwettbewerb ist zwar fiktiv, aber die historischen Hintergründe entsprechen der Realität, was für mich ein positiver Aspekt des Romans ist, da man so über den Alltag und die Probleme der Hausfrauen im Zweiten Weltkrieg an der "Heimatfront" dazulernt. Wie die Autorin im Nachwort erwähnt ist hier viel detaillierte Recherchearbeit eingeflossen, was man dem Text auch anmerkt.
Allerdings hätte gerade dieser Hintergrund mehr Potential für kritischerer und anspruchsvollere Reflexionen geboten. Die Handlung ist solide, aber trotzdem recht beliebig dargestellt, sodass man es in erster Linie mit einem typischen Frauenroman als einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Alltag im Zweiten Weltkrieg zu tun hat. Auf die ernste Situation wird wenig eingegangen und man vergisst leider zu schnell, ich welch ernster Situation die Bevölkerung zu dieser Zeit ja in der Tat war. Die grausame Realität der Kriegszeiten sollte hier stärker in das Bewusstsein der LeserInnen gerückt werden.
Auch die vier Frauen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, wirkten auf mich stereotyp und ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist wenig überraschend. Zwar ist ihr Kampf um den Sieg des Wettbewerbs nett dargestellt und es liest sich wie gesagt flüssig, aber mehr als ein paar unterhaltsame Lesestunden hatte der Roman für mich nicht zu bieten. Ein kleines Highlight waren da vor allem die Rezepte aus der Kriegsküche, da man hier wieder interessante Einblicke in den alltäglichen "Kampf am Herd" bekommt und überrascht ist, mit welchen Tricks die Frauen ihre Familien versorgt haben.
So ist "Die Köchinnen von Fenley" ein akzeptabler Durchschnitt - eben eine alltägliche, solide Hausmannskost - aber kein literarischer Leckerbissen nach dem ich mir die Finger lecken würde.