Am Ammersee gibt es jede Menge Geheimnisse

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satzliebe Avatar

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Der Roman die Kranichfrauen – Der Wind der Freiheit – von Renate Greil nimmt uns mit an den Ammersee ins Jahr 1947 und lässt vor unseren Augen die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg auferstehen. Der Autorin gelingt es vortrefflich, diese Zeit mit all ihren Sorgen, Nöten und Hoffnungen zu schildern. Sie gewährt Einblicke in das Leben der Glücklichen, die gut durch die Kriegszeit gekommen sind, aber auch in das Leben derjenigen, die immer noch zu kämpfen haben. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Buchcover ist sehr schön gestaltet und passt hervorragend.
Die Protagonistinnen Paula und Anna sind sehr unterschiedlich, verbindet aber die Liebe zum Segeln. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die auch die eine oder andere Belastungsprobe übersteht.
Paula, die Tochter aus reichem Haus, wird von ihrem Vater an den Ammersee geschickt, um im Jugendclub der Amerikaner zu arbeiten und auszuloten, ob diese gewillt sind, den Segelclub wieder an den ehemaligen Verein zu übergeben, dessen Prunkstück die Kranich ist, an der Paulas Herz hängt. Da Paula unter Angstattacken leidet, stellt man ihr Anna an die Seite.
Anna kommt aus einfachen Verhältnisse und hat es im Elternhaus nicht leicht. Besonders ihr Vater, der mehr Zeit im Wirtshaus als in der Werkstatt verbringt, nutzt sie gnadenlos aus. Ihr Wunsch, eine Ausbildung zur Bootsbauerin zu beginnen, wird ignoriert. Stattdessen soll sie, wie ihre Mutter, Schneiderin werden.
Paula und Anna beginnen voller Tatendrang mit ihren Aufgaben, bis man ihnen zwei junge Männer, Kriegsheimkehrer, vor die Nase setzt und sie zu „Hilfsarbeiterinnen“ degradiert. Als dann auch noch der Chef der Amerikaner mit der Kranich an einer Regatta am Ammersee teilnehmen und diese auch an einen anderen See mitnehmen will, wird es Zeit zu handeln.
Ein weiterer Aspekt im Roman sind die Liebesgeschichten zwischen Paula und Wolf einerseits und Anna und Eli andererseits.
Paula soll zum Wohle der Firma ihres Vaters einen Mann heiraten, den sie kaum kennt und wenig sympathisch findet, der aber das nötige Geld besitzt, um die Firma voranzubringen. Da passt Wolf, der im Krieg alles verloren hat, als Schwiegersohn nicht.
Anna verliebt sich in den Juden Eli, was wiederum ihrem Vater nicht gefällt. Als Jude und Auswanderer nach Israel kommt er nicht infrage.
Zu dieser Zeit bestimmen in der Regel Väter, ob geheiratet werden durfte oder nicht. Frauen hatten sich unterzuordnen. Es bleibt abzuwarten, für wen es ein Happy End geben wird.
Die Handlungen der Protagonisten sind glaubwürdig und authentisch und spiegeln den Zeitgeist wider. Leider fehlt mir in einigen Passagen etwas Tiefe; da wäre mehr möglich gewesen.