Ein realer Fall als Vorlage für einen gelungenen Kriminalroman

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Nick Marzek wechselt 1984 nach einer schweren persönlichen Krise aus Berlin nach München in die Mordkommission. Er fremdelt mit der Stadt, ein richtiges Zuhause hat er sich auch noch nicht geschaffen. Sein einziger Halt ist sein Freund und Kollege Aki. Da passieren kurz nacheinander im Bahnhofsviertel zwei Anschläge, die zunächst auf einen Krieg im Rotlichtmilieu hindeuten. Doch dann gibt es ein Bekennerschreiben, das den Brandanschlag in der Diskothek in ein ganz anderes Licht rückt. Es sieht danach aus, als würde ein Zusammenhang mit vorherigen Morden in Italien bestehen. Nick soll vor Ort herausfinden, ob es sich tatsächlich um eine Anschlagsserie handelt. Der italienischen Sprache selbst nicht mächtig, wird ihm kurzerhand die aus Italien stammende Reinigungskraft Graziella als Dolmetscherin an die Seite gestellt.

Gemeinsam versuchen sie in verschiedenen Orten Norditaliens die Verantwortlichen für die Morde zu finden. Dabei müssen sie sich durch einen Dschungel an Zuständigkeiten und persönlichen Eitelkeiten arbeiten. Daß sie schließlich in einem höchst politischen Fall ermitteln, dessen Ausmaße schwer abzuschätzen sind, konnte niemand erwarten.

Anfangs habe ich mich schwer getan mit der Vielzahl an Personen und Ortsbeschreibungen, aber relativ schnell konnte mich Martin Maurer mit seinem Roman abholen. Die Atmosphäre Mitte der Achtziger-Jahre war sehr gelungen herausgearbeitet. Liebevolle Details, wie der Kampf mit dem Stadtplan, tagelanges Warten auf Informationen, die heute in Minuten verfügbar wären, Musik, die auf Cassetten zusammengestellt wurde - das alles hat sehr dazu beigetragen, sich in die damalige Zeit hinein zu fühlen. Die Beschreibung des Rotlichtmilieus scheint ebenso realistisch wie die Beziehung zur Ordnungsmacht Polizei.

Wie realistisch die späteren Ermittlungen tatsächlich beschrieben wurden, kann ich nicht beurteilen. Vorstellbar scheint es mir. Die Charakterzeichnungen und Beziehungen zueinander scheinen mir sehr glaubwürdig. Auch der Spannungsaufbau ist gelungen. Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem ich von anfänglicher Skepsis eine Steigerung zu absoluter Faszination erlebt habe.

Mein Fazit lautet in diesem Fall: dranbleiben lohnt sich!