Thema faszinierend, Umsetzung überzeugt mich nicht ganz

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viv29 Avatar

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Vom Klappentext war ich ganz begeistert. Ich lese viele Zeitzeugenberichte aus zahlreichen Epochen und mag diesen direkten Zugriff auf damalige Gedanken und Emotionen. Das Buch fängt ausgezeichnet mit der Geschichte Luise Stiebers an, sofort sind wir mitten in einem Schicksal, erfahren direkt Eindrücke, die gut leserlich geschildert werden. Das hat mir ausgezeichnet gefallen.

Dann wird mir das Vorwort zu moralinsauer. Schon auf Seite eins, als man noch mitten drin ist in Luise Stiebers Leben, geht es schon mit dem Emanzipationsaspekt los und das wird erst mal ausführlich geschildert, dann erhalten wir nur noch einige kurze Einblicke und viele mit erhobenem Zeigefinger geschriebene Sätze. Die direkten Stimmen, die Einblicke in die jeweiligen Lebensgeschichten werden kurz berührt, finden am Rande stand, inmitten von allerlei Belehrendem. Hintergrundformationen und Kontext sind wichtig, aber hier überlagern sie die Erzählstimmen. Das habe ich in anderen Büchern besser erlebt.

Da mir die Hintergrundinformationen bestens bekannt sind, waren diese Absätze für mich wenig interessant, und auch das Belehrende sagte mir nicht zu. Dieses Buch hatte ich mir sehr anders erwartet.

Vielleicht spielt sich das noch ein, kommen die Frauen, um die es doch eigentlich gehen sollte, im Laufe der folgenden Seiten mehr zu Wort, erfahren wir mehr über ihre direkten Erfahrungen. Dann könnte es noch interessant werden. Bis jetzt bin ich noch nicht überzeugt und habe das Thema schon besser umgesetzt gesehen.